Cagliari | Sardinien – Der Blick der neuen Ducati Diavel mag im ersten Moment vielleicht etwas böse wirken, das Fahrverhalten des überarbeiteten Power Cruisers ist es aber ganz und gar nicht. Ich durfte bei einem Test der Diavel 1260 S auf Sardinien regelrecht erfahren, dass das überarbeitete Bike noch dynamischer und präziser zu fahren ist…
Von Joe Cow Motos (Ducati Cagliari) zum Test der brandneuen Ducati Diavel 1260 S eingeladen, bin ich über Bologna, der Heimat des Motorradherstellers Ducati, in die Hauptstadt Sardiniens gereist und habe im Castello von Cagliari Quartier bezogen. Technisch top vorbereitet musste ich mit Giuseppe Beppe Vacca, dem Eigentümer von Ducati Cagliari und einzigem offiziellen Ducati-Händler auf Sardinien, den Test am ersten Tag aufgrund von Regen noch absagen, am darauffolgenden Tag war es aber dann endlich soweit.
WEITERENTWICKELT UND AUSGESTATTET MIT ALLEN FEINHEITEN
Die neue Ducati Diavel 1260 ist die Weiterentwicklung der Diavel 1200, mit der der Premium-Motorradhersteller aus Borgo Panigale im Jahr 2011 ein neues Marktsegment begründete. Die Mischung aus Cruiser und Naked Bike mit leistungsstarker Motorisierung ist bis heute einzigartig.
Der 1262 cm³ große Testastretta DVT Motor leistet 159 PS bei 9.500 U/min und liefert ein Drehmoment von 129 Nm bei 7.500 U/min. Bei einem Fahrzeuggewicht von fahrfertigen 244 kg sind damit sportliche Fahrleistungen bereits aus dem Drehzahlkeller garantiert. Aufgrund der variablen Steuerzeiten liefert der V2-Motor konstante Durchzugskraft und Beschleunigung über das gesamte Drehzahlband. Das überarbeitete Fahrwerk mit neuem Setup verspricht noch besseres Handlichkeit und gesteigerte Agilität als bei dem ohnehin schon alles andere als schwerfälligen Vorgängermodell.
Ergänzend machen die modernsten elektronischen Helferlein den Power Cruiser unter allen Bedingungen sicher und gut fahrbar. Das Elektronikpaket liest sich wie das eines reinen Supersportlers: Bosch Kurven-ABS EVO, Ducati Traction Control (DTC) EVO, Ducati Wheelie Control (DWC) EVO, Ducati Power Launch (DPL) EVO und Tempomat.
Die getestete S-Version verfügt darüber hinaus über ein Öhlins-Fahrwerk mit einstellbarer 48 mm Upside Down-Gabel und voll einstellbarem Federbein hinten. Verzögert wird vorne mit mächtigen radialen Monoblock-Sätteln M50 von Brembo und zwei 320 mm Bremsscheiben, was für beeindruckende Bremsleistungen sorgt. Ebenfalls serienmäßig bei der S-Version ist unter anderen der Ducati Quick Shifter (DQS) Up/Down EVO sowie ein LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht.
SPORTLICHES POWER CRUISEN IN RICHTUNG VILLASIMIUS
Nachdem ich bei meinen vorrangegangen Besuchen in Cagliari bereits die Scrambler Ducati 800 und Monster 821 getestet hatte, wartete diesmal also ein richtig schweres Eisen auf mich. Nach dem Studium der beeindruckenden Leistungsdaten war es jetzt an der Zeit, diese in der Praxis zu testen. Bestens geeignet dafür ist die abwechslungsreiche Küstenstraße zwischen Cagliari und Villasimius im Südosten Sardiniens. Richtig losgehen tut es bei Terra Mala. Auf den 25 Kilometern entlang der Küste nach Villasimius wird alles geboten, was das Bikerherz begehrt.
Das griffige Asphaltband schlängelt sich in abwechslungsreichen Kurven und unterschiedlich langen Geraden entlang der Küste. Dabei lässt sich die Diavel 1260 S spielerisch in jede Kurve legen, was ihre bullige Erscheinung und insbesondere der 240 mm breite Hinterreifen Pirelli Diablo Rosso III so gar nicht erwarten lässt. Auch ein enges Kurvengeschlängel konnte ich in Windeseile mühelos durchfahren, ganz ohne jegliche Handling-Probleme. Vorteilhaft ist dabei auch der Quick Shifter mit dem sich die Gänge ohne Kupplung blitzschnell rauf und runter schalten lassen.
Das im Riding-Mode „Sport“ straffe aber nicht unkomfortable Fahrwerk bügelt nahezu jede Unebenheit glatt und hält die gute Bodenhaftung auch in schnellen, unebenen Kurven durchgehend aufrecht. Neben „Sport“ verfügt die Diavel 1260 noch über die Riding Modi „Touring“ und „Urban“, die alle Einfluss auf Motorcharakteristik, Traktionskontrolle und ABS haben. Diese Parameter sind darüber hinaus auch noch individuell einstellbar.
Aus den Kurven heraus beschleunigt mich der Motor zwar brachial aber gleichzeitig äußerst gleichmäßig und lädt mich damit zu einer sportlichen Fahrweise ganz ohne Stress ein. Es zaubert mir dabei laufend ein Lächeln ins Gesicht, das nenne ich Power Cruisen auf höchstem Niveau. Einen Traumstrand nach dem anderen lasse ich in entspannt aufrechter aber doch dynamischer Sitzposition hinter mir. Auf der Strada Provinciale 17 geht es vorbei an Torre Delle Stelle und Solanas, nur selten bleibt mir Zeit für einen kurzen Blick auf das wunderbar türkis schimmernde Meer.
Beim Anbremsen der Kurven auch aus hoher Geschwindigkeit lassen die Brembos keinerlei Wünsche offen, sie packen richtig kräftig zu. Über Senken und Kuppen geht es immer wieder auf und ab Richtung Villasimius, die gut dosierbare Verzögerung vor den teilweise sehr engen Kurven bereitet keinerlei Probleme. Auch in Bezug auf die Schräglagenfreiheit kann mich die Diavel 1260 S überzeugen, das Fahren des 240er-Gummis bis an den Rand ist problemlos möglich, lediglich ein Streifen mit der Schuhspitze am Asphalt kann bei schlampiger Fußhaltung manchmal vorkommen.
ARMIN ON BIKE CONCLUSIO
Ich hab mich auf die neue Diavel 1260 S draufgesetzt und alles hat auf Anhieb wie angegossen gepasst. Die Sitzposition des überarbeiteten Power Cruisers ist zurecht unverändert geblieben. Sie ist aufgrund des breiten, gut gepolsterten Sitzes angenehm komfortabel. Die dynamische Sitzhaltung und die Sitzmulde machen die Sitzposition aber auch sportlich zugleich. Der leistungsstärkere Testastretta V2 und die Anpassungen beim Fahrwerk haben eine weitere Verbesserung der Diavel gebracht, was ich im Vergleich zum Test des Vorgängermodells Diavel 1200 eindeutig feststellen konnte.
Mit der neuen Diavel 1260 S erhält man ein perfekt abgestimmtes, sehr gut ausgestattetes Gesamtpaket, welches in keiner Hinsicht Wünsche offen lässt. Dies hat erwartungsgemäß natürlich alles seinen Preis. Die Diavel 1260 S kostet in Österreich 26.595 €, in Deutschland 23.235 € und in der Schweiz 25.230 CHF. Dafür erhält man ein italienisches Premium-Motorrad mit außergewöhnlichem Design und allen technischen Feinheiten, die derzeit am Markt verfügbar sind.
Zum Abschluss möchte ich Euch mit nachfolgendem Video noch ein Stück mitnehmen auf meiner genussvollen Fahrt entlang der Südostküste Sardiniens. Bis bald!
Text, Fotos und Video: Armin Hoyer – arminonbike.com
Heribert Hoehnlein
Hallo Armin,
ich war von 1980-81 bei der Bundeswehr in Decimomannu stationiert.
Damals war exakt dies meine “ Hausstrecke “ mit meiner Honda CB500
Jetzt habe ich mir eine Xdiavel zugelegt, und bin am Überlegen dies noch einmal
zu wiederholen.
Super Bericht !
ARMIN ON BIKE
Hallo Heribert,
vielen Dank! War damals der Straßenbelag auch schon so optimal? Ich bin schon öfter dort gefahren, ist zu jeder Jahreszeit ein Vergnügen.
Solltest Du unbedingt wiederholen. Und gib mir bitte Bescheid, wenn Du dort bist. Ich bin regelmäßig in Sardinien.
Gruß aus Wien
Armin