17. Oktober 2020 Armin Hoyer

Mit der Ducati Scrambler 1100 Sport PRO durch die herbstliche Toskana

Armin on Scrambler Ducati 1100 Sport PRO | Photo: Armin Hoyer

Toskana | Italien – Um das überarbeitete Topmodell der Baureihe testen zu können, stellte mir die Ducati Motor Holding in Bologna die neue Scrambler 1100 Sport PRO für einige Tage zur Verfügung. Ich nutzte die letzten schönen Herbsttage für einen ausgiebigen Test in der malerischen Toskana und besuchte dabei die wunderbaren Städte Siena und Florenz…

Ich konnte bereits vor zwei Jahren die erste Scrambler 1100 von Ducati Austria am Großglockner testen (hier geht´s zum Bericht…). Diesmal hatte ich eine etwas weitere Anreise. Mit dem Auto ging es über den Brenner nach Bologna, um die neue Scrambler 1100 Sport PRO direkt von der Ducati-Zentrale abzuholen. Mein Gepäck verstaute ich wie immer in meinem bewährten Kriega US-30 Drypack und zusätzlich in dem praktischen Scrambler Ducati Seitenkoffer. Ohne den gewohnten Rucksack fühlte ich mich gleich viel freier.

AUF DER LEGENDÄREN SS65 NACH FLORENZ

Die Strada Stradale 65 della Futa verdankt ihren Namen dem Verlauf über den Futapass. Die kurvenreiche Strecke dient auch den offiziellen Testfahrern von Ducati als optimales Terrain. Wenig Verkehr, der unterschiedliche Straßenbelag und das hügelige Gelände eignen sich perfekt zum Testen. So nutzte auch ich diesen Weg, um der Scrambler 1100 Sport PRO so richtig auf den Zahn zu fühlen. Das Bike lenkt bereitwillig in Kurven ein. Die Sport PRO verfügt über ein voll einstellbares Öhlins-Fahrwerk. In der Werkskonfiguration ist dieses ziemlich straff ausgelegt, was sich auf schlechteren Straßenbelägen durch ein etwas holpriges Fahrverhalten bemerkbar machte.

DORT WO DER BERÜHMTE CHIANTI HERKOMMT

Immer noch auf der SS 65 bot sich an der Stadtgrenze von Florenz ein wunderbarer Blick auf die Stadt. Die Straße schlängelte sich in kurvigem Verlauf von den Hügeln hinunter in die Stadt. Die Brembo-Bremsanlage mit Bosch Kurven-ABS packt kräftig zu und lässt sich mühelos dosieren. Mit zwei 4-Kolben-Bremszangen auf schwimmend gelagerten 320mm Bremsscheiben vorne und einer 2-Kolben-Bremszange auf einer 245mm Bremsscheibe hinten ist man sehr sportlich ausgestattet. Nachdem ich Florenz von Norden nach Süden durchquert hatte, erreichte ich die Via Chiantigiana (SR222). Die Straße führt auf 69 Kilometern durch das berühmte Weinbaugebiet Chianti bis nach Siena. Ein besonders schönes Weingut auf meinem Weg war das Castello di Fonteruoli im Gebiet des Chianti Classico.

AUF DEN SPUREN VON JAMES BOND DURCH SIENA

Im Film „Ein Quantum Trost“ kommt James Bond in seinem Aston Martin in Siena an, um dann gleich in der Altstadt in einem Tunnel zu verschwinden. Bei einem früheren Siena-Besuch erfuhr ich, wo sich dieser befindet. Der Tunnel ist mit einem Gittertor verschlossen, im Inneren sind jede Menge Geräte gelagert und nichts deutet mehr auf die einstige Filmkulisse hin. Am Piazza del Campo genoss ich einen stimmungsvollen Sonnenuntergang. Am bedeutendsten Platz Sienas findet zweimal jährlich das berühmte Pferderennen „Palio di Siena“ statt. Da mein Lieblingsrestaurant La Finestra leider geschlossen hatte, nahm ich direkt am Platz einen Snack zu mir.

DUNKLE WOLKEN AM WEG NACH SAN GIMIGNANO

In der Früh hatte ich in Siena noch herrliches Wetter mit wolkenlosem Himmel, dass ich noch für eine Runde im historischen Zentrum nutzte. Bald zogen erste Wolken auf und ich machte mich auf den Weg nach San Gimignano. Der 1.079 ccm große 2-Zylinder der Scrambler Sport PRO mit Öl-Luftkühlung dreht bereitwillig hoch. Er ist eine Weiterentwicklung des Motors aus der bis 2013 gebauten Monster 1100 Evo und leistet 85 PS/62 kW bei 7.250 U/min. Das maximale Drehmoment von 90,5 Nm steht bereits bei 4750 U/min zur Verfügung und ermöglicht damit schaltarmes Fahren. Der Motor zieht bereits ab 2000 U/min kräftig durch. Ich hatte das Gefühl, auf einem leistungsstärkeren Motorrad zu sitzen.

Der Sound ist kernig und hört sich richtig gut an. Runterschalten und vom Gas gehen wird oft von einem lustvollen Schnalzen aus den beiden Endtöpfe begleitet. Der Weg führte mich zuerst ins Castello di Monteriggioni. In San Gimignano hatte sich der dunkle Himmel dann in ein Regenwetter verwandelt. So ging es ohne Zwischenstopp wieder auf der SP1 zurück bis Montelonti. Da es im Osten sehr dunkel aussah, entschied ich mich für die Weiterfahrt in nordwestlicher Richtung und nahm damit einen kleinen Umweg auf meinem Weg nach Florenz in Kauf.

In Certaldo verließ ich die SP95, um Kurs gen Osten einzuschlagen. Auf kleinen Nebenstraßen ging es kurvig dahin. Der gegenüber dem Vorgängermodell der Sport-Scrambler niedrigere Lenker und die damit verbundene dynamische, mehr nach vorne geneigte Sitzposition laden dabei zum Kurvenräubern ein. Es war ein echtes Vergnügen. Der breite Lenker und die bequeme Sitzbank gestalten das Reisen aber trotzdem sehr komfortabel. Nahe dem Anwesen Borgo Petrognano schafften es nach dem Regen erste Sonnenstrahlen durch die Wolken und es ging trocken weiter bis nach Florenz.

IM ZENTRUM VON FLORENZ

Mein Quartier befand sich am Piazza della Repubblica im Zentrum von Florenz nahe dem Piazza del Duomo. In vielen italienischen Innenstädten ist der Verkehr limitiert. Viele dieser sogenannten „Zona a Traffico Limitato (ZTL)“ gelten für Motorräder nicht. Dies macht das Reisen wesentlich einfacher als mit dem Auto. Nachdem ich meine Scrambler vom Schmutz der nassen Fahrt befreit hatte, fuhr ich bei wieder einsetzendem Regen noch eine kleine Stadtrunde. Nach regnerischer Nacht beruhigte sich das Wetter am nächsten Morgen und ich ging vorbei am Karussell „Antica Giostra Toscana“ zum Frühstück ins Caffè Gilli, dem ältesten Kaffeehaus der Stadt. Bevor ich die Stadt verlies, machte ich mich noch auf den Weg zur berühmten Ponte Vecchio und auf den Domplatz.

Der Weg nach Bologna führte mich zuerst die Kehren hinauf nach Fisole und weiter durch die malerische Toskana bis zur F1- und MotoGP-Rennstrecke „Autodromo Internazionale del Mugello“. Von dort verläuft die ob ihrer Kurven äußerst empfehlenswerte SP503. Auf halber Strecke nach Firenzuola überquerte ich auf 882 Metern Seehöhe den Passo del Giogo. Bald zurück auf der SS65, wo die Tour ihren Ausgang nahm, ging es zurück nach Bologna.

ARMIN ON BIKE CONCLUSIO

Eine Motorradtour durch die Toskana im Oktober ist ein sehr empfehlenswertes Erlebnis. Die Nächte können schon etwas frisch sein, die Tagestemperaturen sind bei Schönwetter aber ideal zum Motorradfahren. Die Ducati Scrambler 1100 Sport PRO erwies sich auf der Tour als sehr vielseitiges Bike. Von der lässigen Spritztour durch die Stadt bis hin zu einer mehrtägigen Reise ist alles mit ihr möglich. Entspanntes Cruisen und dynamischen Kurvenräubern sind mit ein und demselben Motorrad machbar. Schicke Lenkerendenspiegel und das mattschwarze Finish mit lackierten Logos an den Seitenpanelen unterstreichen den stylischen Gesamteindruck. Mit einem Preis von 17.195 Euro (Österreich) ist die Scrambler 1100 Sport PRO sicherlich kein Schnäppchen, aber angesichts der gebotenen Ausstattung und der hervorragenden Verarbeitung trotzdem ein attraktives Angebot.

Text und Fotos: Armin Hoyer – arminonbike.com

, , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert