Tirol-Salzburg-Wien – Bei Hyundai N-Modellen steht der Fahrspaß an erster Stelle. Im Ioniq 5 N kommt dieses Konzept erstmals in einem Elektrofahrzeug der Marke zum Einsatz. Zahlreiche N-Features tragen zur äußerst sportlichen Performance bei. Darüber hinaus bietet der Südkoreaner mit Rennstrecken-DNA ein einzigartiges Fahrerlebnis …
Mit seinem aggressiven Racing-Look hebt sich der Hyundai Ioniq 5 N schon rein optisch stark vom Standard-Modell ab. Vorne fällt der Stoßfänger mit Mesh-Gitter und einer Spoilerlippe mit markantem orangen Streifen auf. Dieser verläuft auch seitlich und über die gesamte hintere Stoßstange. Performance steigernde Maßnahme sind auch zusätzliche Lufteinlässe und aktive Luftklappen. Hinten tragen der spezielle Heckspoiler und -diffusor zu einer Verbesserung der Aerodynamik bei. Verstärkt wird der sportliche Auftritt des Hyundai Ioniq 5 N durch die veränderten Proportionen. Er ist 20 Millimeter flacher und 50 Millimeter breiter, damit die Reifen der Dimension 275/35 R21 Platz finden. Geschmiedete Alufelgen runden das sportliche Äußere des Hochleistungssportlers ab.
Der Ioniq 5 N wurde mir von Hyundai Österreich in der Farbe Performance Blue Matt für den Test zur Verfügung gestellt. Da ich das Standardmodell bereits zu einem früheren Zeitpunkt getestet habe (Link zum Testbericht), werde ich in der Folge hauptsächlich auf die Besonderheiten des N-Modells eingehen.
EINZIGARTIGES FAHRERLEBNIS IM IONIQ 5 N
Nach dem Start verhält sich der Hyundai Ioniq 5 N zunächst einmal wie ein ganz normales Elektroauto. Durch Drücken der rechten N-Taste am Lenkrad wird der N-Modus gestartet und die herkömmliche Display-Anzeige verwandelt sich in ein Rennsport-Cockpit. Neben dem zentralen Tacho werden Motortemperaturen, G-Kräfte und Performance-Einstellungen angezeigt. Hat man davor bereits den Sound „Zündung“ in „N Active Sound+“ aktiviert, ertönt gleichzeitig ein sehr realistisch klingender Verbrenner-Motorsound, der sich an die jeweilige Stellung des Gaspedals und die Fahrsituation anpasst.
Geht man noch einen Schritt weiter und aktiviert die N-Funktion „e-Shift“, simuliert der Sportler das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe eines Verbrenners. Durch kurzes Betätigen der beiden Schaltwippen wird vom Automatikmodus in den manuellen Schaltmodus gewechselt und dann mit den Schaltwippen rauf- und runtergeschaltet. Der künstlich generierte Motor- und Auspuffsound kommt sehr nahe an den eines sportlichen Verbrenners heran. Neben der Motordrehzahl werden Geräusche der Nachbrennerspitze sowie Blubber- und Hochschaltknallgeräusche täuschend echt simuliert. Es geht sogar soweit, dass der Zeiger des Drehzahlmessers bei Lehrlaufdrehzahl leicht vibriert. Ein einzigartiges Erlebnis, das ich so noch nie in einem Elektroauto erlebt habe (siehe nachfolgendes Video).
HIGH END PERFORMANCE IM KOMPAKTEN SUV
Der Hyundai Ioniq 5 N verfügt über Allradantrieb mit jeweils einem Permanentmagnet-Synchronmotor an der Vorder- und Hinterachse. Die Gesamtleistung von 448 kW (609 PS) kann mittels N Grin Boost (NGB) kurzzeitig auf 478 kW (650 PS) gesteigert werden. Das Drehmoment beträgt 740 bzw. 770 Nm mit NGB. Die Beschleunigung läuft dem entsprechend brachial ab – in 3,5 Sekunden (3,4 mit NGB) sind aus dem Stand die 100 km/h erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit des 2,3-Tonners beträgt 260 km/h. Die Kombination mit dem N-Sportfahrwerk, bei dem die adaptiven Stoßdämpfer für überragende Fahrstabilität sorgen, macht den Hyundai Ioniq 5 N zur Fahrmaschine par excellence. Ich konnte das Potential des Hochleistungssportlers trotz beherzter Kurvenjagd auf der Straße nur ansatzweise auskosten.
Damit die Batterie mit einer Nettokapazität von 84 kWh auch unter extremsten Bedingungen die volle Leistung erbringen kann, verfügt der Ioniq 5 N über ein ausgeklügeltes Thermomanagement. Die vergrößerte Kühlfläche, der leistungsstärkere Motorölkühler und ein getrennter Batteriekühler sorgen für ein optimales Wärmemanagement. Damit sich die elektrische Fuhre auch auf der Rennstrecke effizient verzögern lässt, wurde die durch Rekuperation entstehende Bremskraft erhöht. Maximal beträgt diese im N beachtliche 0,6 g – bei aktiviertem ABS 0,2 g. Reicht diese Verzögerung nicht aus, kommt zusätzlich ein leistungsfähiges mechanisches Bremssystem mit leichten 400 mm-Scheiben vorne und 360 mm-Scheiben hinten sowie Vierkolben-Monobloc-Bremssätteln zum Einsatz.
Darüber hinaus verfügt der Hyundai Ioniq 5 N über zahlreiche weitere Performance steigernde Funktionen. So kann zum Beispiel das Drehmoment in elf Stufen variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt werden. Das elektronische Sperrdifferenzial passt je nach Fahrbedingungen die Kraftübertragung auf die Hinterräder an und trägt zu einem verbesserten Fahrverhalten bei hohen Geschwindigkeiten sowie zum Schlupfausgleich der Räder bei. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Funktionen, die vor allem die Leistungsfähigkeit auf der Rennstrecke steigern.
SPORTLICHER INNENRAUM IM N-TRIMM
Das Zentrum eines Sportwagens ist der Arbeitsplatz des Fahrers, der beim Hyundai Ioniq 5 N voll auf Rennsport getrimmt ist. Die 20 Millimeter tiefer positionierten, manuell einstellbaren N-Schalensitze mit verstärkter Leder-Alcantara-Polsterung boten mir einen optimalen Seitenhalt und gleichzeitig überraschend hohen Sitzkomfort auch auf längeren Strecken. Das beleuchtete N-Logo in den integrierten Kopfstützen unterstreicht zusätzlich den sportlichen Auftritt.
Das N-Logo steht als Symbol für eine Schikane auf der Rennstrecke und ist im Innenraum allgegenwertig. Auch am griffigen Sportlenkrad, bei dem mir sofort die beiden farbigen Tasten auffielen, über die einer der drei Fahrmodi ausgewählt und der N Grin Boost für 10 Sekunden maximale Leistung aktiviert werden kann. Dazu noch die beiden 12,3-Zoll-Bildschirme mit ihrer Anzeige im N-Layout und bei mir stellte sich Rennsport-Feeling pur ein. Die speziell für das N-Modell entwickelte Mittelkonsole unterstützt mit einer Kniestütze und erhöhter Steifigkeit das sportliche Fahren. Ein Smartphone kann darin induktiv aufgeladen werden. Darüber hinaus sind zahlreiche Stromanschlüsse vorhanden.
Das Thema Becherhalter ist sehr praktisch gelöst: Sie können auf Knopfdruck ausgefahren werden. Bei Nichtgebrauch steht die gesamte Fläche als Ablage zur Verfügung. Die verschiebbare Mittelarmlehne ist so ausgeführt, dass sie bei sportlichem Fahren keine Bewegungseinschränkung verursacht, aber dennoch ein gewisses Maß an Komfort bietet. Farbe und Helligkeit der stimmigen Ambiente-Beleuchtung sind einstellbar. Schmale Streifen mit Karo-Zielflaggenmotiv verleihen den Türverkleidungen einen sportlichen Touch.
HOHER SPASSFAKTOR ZU LASTEN DER LANGSTRECKENTAUGLICHKEIT
Von der Abholung des Testfahrzeugs in Salzburg führte mich mein Weg direkt nach Wien. Im Stadtverkehr bei rund sechs Grad Außentemperatur verbrauchte ich im Schnitt 22 kWh/100 km. Bei erlaubtem Autobahntempo genehmigte sich der Hyundai Ioniq 5 N bei der Fahrt von Salzburg nach Wien und retour im Schnitt 29 kWh/100 km. Dies ist auch in Anbetracht niedriger Temperaturen ein sehr hoher Wert, der trotz der großen 84-kW-Batterie nur 290 Kilometer Reichweite ermöglicht. Nach Ladestopps bis 80 Prozent SoC sind dann gerade einmal 230 Kilometer drinnen. Salzburg-Wien ist damit ohne Nachtanken keinesfalls möglich. Etwas genügsamer verhielt sich der Sportler auf der Landstraße. Bei meinen täglichen Fahrten im Bezirk Kitzbühel und Kufstein lag der Verbrauch bei „normaler“ Fahrweise bei 24 kWh/100 km. Zwar immer noch ein hoher Wert, aber hat man den Akku über Nacht zu Hause an der Wallbox voll aufgeladen, stehen 350 Kilometer zur Verfügung, die für den Alltag vollkommen ausreichend sind.
ULTRASCHNELLES LADEN MIT 800-V-TECHNOLOGIE
Die hohe Ladegeschwindigkeit passt hervorragend zur außergewöhnlichen Performance des Hyundai Ioniq 5 N. Dank der 800-V-Technologie war es mir an der 350-kW-Ladestation Angath Nord möglich, in nur 19:32 Minuten von 12 auf 80 Prozent SoC aufzuladen. Die maximale Ladeleistung lag bei hohen 261 kW, im Schnitt flossen 191 kWh pro Stunde in Richtung Akku. Von 36 bis 52 Prozent SoC lag die Ladeleistung über 250 kW. Bei vorangegangen Ladestopps bei Smatrics EnBW (300 kW) am Verteilerkreis Favoriten in Wien und Shell Recharge (360 kW) in Strengberg lag die maximale Ladeleistung bei 208 kW. Dies lag vermutlich daran, dass die Vorkonditionierung des Akkus in beiden Fällen noch nicht vollständig abgeschlossen war. In Strengberg wirkte sich dies jedoch nur geringfügig auf die Ladedauer aus. Mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 182 kW konnte ich in 21:07 Minuten von 9 auf 80 Prozent SoC aufladen. In weiteren 30:08 Minuten waren 100 Prozent erreicht.
Beim Wechselstromladen schafft der Hyundai Ioniq 5 N eine maximale Ladeleistung von 11 kW. Für unterwegs zwar nicht optimal, zuhause an der Wallbox aber vollkommen ausreichend. An einer 22-kW-Ladestation des Betreibers TIWAG in St. Jakob in Haus im Pillerseetal konnte ich mit einer maximalen Ladeleistung von 10,6 kW in drei Stunden von 18 auf 53 Prozent SoC aufladen. Der Akku hätte dann laut Anzeige noch vier Stunden für eine Ladung auf 100 Prozent SoC benötigt.
ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO
Der Hyundai Ioniq 5 N ist ein Hochleistungssportler, der mit seiner außergewöhnlichen Performance für jede Menge Fahrspaß sorgt. Er verfügt über einzigartige Features die aktuell kein anderes Elektroauto bietet. Das volle Potential kann jedoch nur auf der Rennstrecke ausgeschöpft werden. Als Preis für die beeindruckenden Fahrleistungen muss man den hohen Verbrauch in Kauf nehmen, der vor allem die Langstreckentauglichkeit stark einschränkt.
Wer regelmäßig längere Strecken fährt, sollte sich eher für das Standardmodell entscheiden. Wie mein eingangs erwähnter Test gezeigt hat, sind die Fahrleistungen des „normalen“ Ioniq 5 auf öffentlichen Straßen mehr als ausreichend und der Verbrauch ist dabei wesentlich geringer. Wer jedoch einen außergewöhnlichen High End Sportler mit der dazu passenden Optik fahren möchte und nicht regelmäßig auf der Langstrecke unterwegs ist, für den ist der Hyundai Ioniq 5 N genau die richtige Wahl.
In Österreich startet der Hyundai Ioniq 5 N vor Abzug des E-Mobilitätsbonus bei 76.990 Euro. Das Testfahrzeug mit mattem Farbton, N Performance-Sitzen und Panoramadach liegt bei 81.370 Euro.
05.12.2024 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com