23. Dezember 2024 Armin Hoyer

Ein Spanier vor der Hofreitschule | Cupra Born VZ im Test

Cupra Born VZ am Michaelaplatz vor der Hofburg in Wien.

Tirol-Wien – Mit dem Cupra Born VZ erweitert der spanische Autobauer die Modellpalette seines Erfolgsmodels um eine schärfere Version. Mit gesteigerter Leistung wird das kompakte Elektroauto dem Image der Marke noch besser gerecht. Ein Test zeigte, was das neue Topmodell der Baureihe sonst noch zu bieten hat …

Die Seat-Tochter Cupra mit Sitz im spanischen Martorell nahe Barcelona steht für sportliche und zugleich trendige Fahrzeuge. Bei seiner Einführung im Jahr 2021 war der kompakte Cupra Born das erste Elektroauto der Marke. Der in Spanien entwickelte und im deutschen Zwickau produzierte Cupra Born VZ ist das neue Topmodell der Baureihe. Von außen ist die 4,3 Meter lange verschärfte Version an den speziellen 20-Zoll-Leichtmetallfelgen mit breiteren Reifen und dem in dunklem Chrom gehaltenen VZ-Logo am Heck erkennbar. Die Nettokapazität der Antriebsbatterie wurde auf 79 kWh und die maximale Ladeleistung auf 185 kW erhöht. Der österreichischer Cupra-Generalimporteur Porsche Austria stellte mir den Cupra Born VZ in der Farbe Nevada-Weiß Metallic für den Test zur Verfügung.

DIE LEISTUNGSPRITZE STEHT DEM CUPRA BORN VZ GUT ZU GESICHT

Mit einer Leistungssteigerung von 40 Prozent gegenüber dem Standardmodell verfügt der Cupra Born VZ jetzt über 240 kW (326 PS) und ein maximales Drehmoment von 545 Nm. Unverändert ist der Hinterradantrieb, der den Stromer in 5,7 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigt. Erst bei 200 km/h wird abgeregelt. Es stehen mehrere Fahrmodi zur Verfügung. Ich war in der Regel im Komfort-Modus unterwegs. Zum flotten Überholen betätigte ich die Cupra-Taste rechts unten am Lenkrad und wechselte damit in den gleichnamigen Fahrmodus, der die maximale Performance liefert. Auch fahrwerksseitig wurde beim Cupra Born VZ nachgeschärft: Das neue adaptive Sportfahrwerk und die noch direktere Lenkung machten beim Test richtig gute Laune.

Beim umfangreichen Paket an Assistenzsystemen ist mir vor allem die adaptive Geschwindigkeitsregelung besonders positiv aufgefallen. Sie passt die Geschwindigkeit nicht nur an das vorausfahrende Fahrzeug an, sondern auch an die Straßengegebenheiten. So wird eine herannahende Kurve vorab über eine Meldung im Display angekündigt und gleichzeitig das Tempo passend reduziert. Der Cupra Born VZ verfügt über die gleiche technische Basis wie der VW ID.3. Bei beiden kommt der modulare E-Antriebs-Baukasten des Volkswagen-Konzerns zum Einsatz. Dies macht sich für den Fahrer vor allem im Innenraum bemerkbar.

TRENDIGER INNENRAUM IM CUPRA-STYLE

Hat man es erst einmal über die hohen Seitenwangen der CUP-Schalensitze von Sabelt in den Sitz geschafft, wird man richtig gut aufgehoben. Die exklusiv für den VZ verfügbaren Sportsitze bieten einen Seitenhalt, der in dieser Fahrzeugkategorie einzigartig ist. Der Komfort kommt dabei aber keineswegs zu kurz. Entwickelt wurden die Sitze einst für den legendären Cupra Formentor VZ5.

Bei kalten Außentemperaturen ist das beheizbare Lenkrad bereits beim Losfahren angenehm temperiert. Der Innenraum besticht durch seinen sehr eigenständigen und modernen Cupra-Style. Die markentypischen kupferfarbenen Farbakzente setzen sich auch hier fort. Die Verwandtschaft zum VW ID.3 macht sich an den identen Displays, den Beleuchtungs- und Lenkstockschaltern sowie der Bedienung des Lenkrads und der Fensterheber bemerkbar. Damit sind auch die gewöhnungsbedürftigen Slider-Bedienfelder mit an Bord. Das zentrale Display wurde auf 12,9 Zoll vergrößert. Am unteren Rand befinden sich die Slider zur Einstellung der Temperatur und Lautstärke.

Das optionale Sennheiser-Audiosystem mit 425 Watt Gesamtleistung bot mir ein hervorragendes Klangerlebnis. So konnte ich über das mit Apple CarPlay kabellos verbundene iPhone entspannt meinen Lieblingssongs lauschen. Das Smartphone wurde währenddessen in der Mittelkonsole induktiv aufgeladen. Die sonstigen Ablagen sind praktisch verteilt. Aufgrund der knapp 2,8 Meter Radstand gestalten sich die Platzverhältnisse vorne und hinten gleichermaßen komfortabel und auch großgewachsene Personen finden ausreichend Raum.

Das Kofferraumvolumen beträgt 385 Liter und bewegt sich damit auf Golf-Niveau. Mein Handgepäck-Trolley passte der Länge nach ziemlich genau hinein. Klappt man die Rücksitzbank um, stehen 1.267 Liter zur Verfügung.

LADEGESCHWINDIGKEIT TOP – WINTERVERBRAUCH ANGEMESSEN

Nach einer Vollladung bei der neuen 50-kW-Ladestation des Anbieters Steiermark Energie am Hofer-Parkplatz in Fieberbrunn zeigte die Reichweitenprognose 435 Kilometer an. Theoretisch hätte das für die geplanten 364 Kilometern in die Wiener Innenstadt gereicht. Nicht aber bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt und eingeschalteter Klimaanlage. Auf der Autobahn verbrauchte der Cupra Born VZ bei Einhaltung der Tempolimits auf der Hin- und Rückreise zwischen Salzburg und Wien im Schnitt 25 kWh/100 km. Damit sind 320 Kilometer möglich.

Daher legte ich beim 300-kW-Schnellladestandort von Smatrics EnbW beim Bauhaus in St. Pölten einen Ladestopp ein. Eine halbe Stunde davor hatte ich die Vorkonditionierung des Akkus gestartet. Dies ist bei tiefen Temperaturen erforderlich, um die volle Ladeleistung zu erreichen. Das funktionierte sehr gut – in nur 25:40 Minuten lud der Born mit einer maximalen Ladeleistung von 183 kW von 11 auf 80 Prozent SoC auf. Die durchschnittliche Ladeleistung lag bei 134 kW.

In Wien angekommen verbrauchte der Cupra Born VZ im Stadtverkehr unter anderem am Weg zur Spanischen Hofreitschule im Schnitt 19 kWh/100 km. Dies erlaubt auch im Winter eine städtische Reichweite von über 400 Kilometern. Während eines Besuchs der Wiener Innenstadt lud ich beim Rathaus an einer 11-kW-Ladestation des Anbieters Wien Energie in 2:47 Stunden von 43 auf 78 Prozent SoC auf. Positiver Nebeneffekt: Während des Ladevorganges im öffentlichen Raum spart man sich die hohen Wiener Parkgebühren. Die durchschnittliche Ladeleistung lag bei 10 kW. Laut Anzeige wären in weiteren 1:45 Stunden die 100 Prozent erreicht gewesen. Zu Hause an der Wallbox würde damit eine Ladung von 10 auf 100 Prozent in rund acht Stunden erledigt sein.

Bei der Rückfahrt von Wien nach Tirol zeigte mir die Ladeplanung im Navigationssystem des Cupra Born VZ einen erforderlichen Ladestopp in Mondsee an. Während der Fahrt wurde der Vorschlag aufgrund des zu niedrig prognostizierten Verbrauchs mehrmals korrigiert und so landete ich mit 11 Prozent Akkustand beim Smatrics EnbW Lade-Hub in Vorchdorf. Die Vorkonditionierung des Akkus war noch nicht ganz abgeschlossen. Dies stellte jedoch kein Problem dar. In 26:09 Minuten waren mit einer maximalen Ladeleistung von 160 kW wieder 80 Prozent SoC erreicht und es konnte weitergehen Richtung Tirol. Zuhause im Alltag verbrauchte ich auf den Tiroler Landstraßen bei Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt im Schnitt 23 kWh/100 km. Damit sind winterliche 350 Kilometer Reichweite möglich.

ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO

Die Leistungsspritze und das technische Upgrade haben dem Cupra Born VZ sichtlich gut getan. Beschleunigung und Fahrleistungen passen jetzt sehr gut zum sportlichen Charakter der Marke und sind auch für den Alltag optimal geeignet. Der Verbrauch und die damit verbundene Reichweite geht für die kalte Jahreszeit in Ordnung. Unterwegs ist die hohe Ladegeschwindigkeit vorteilhaft. Meine weiteren Erkenntnisse schildere ich in nachfolgendem Video. Der früher in der Automobilbranche tätige Paul Mensdorff-Pouilly hat mir dazu während einer gemeinsamen Fahrt über die Wiener Ringstraße einige interessante Fragen gestellt.

Der gut ausgestattete Cupra Born VZ startet in Österreich vor Abzug des E-Mobilitätsbonus bei 48.500 Euro. Mit einigen zusätzlichen Extras liegt der Preis des Testfahrzeuges bei 52.355 Euro.

23.12.2024 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com | Video: Paul Mensdorff-Pouilly

, , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert