Mailand | Fiera Rho – Bei der EICMA, der bedeutendsten Motorradmesse der Welt präsentieren die namhaftesten Hersteller jedes Jahr ihre Kunstwerke, darunter auch immer eine Vielzahl an Weltpremieren. In diesem Bericht habe ich italienische Schönheiten mit Rennsportgenen für Euch unter die Lupe genommen…
Die „Esposizione internazionale del ciclo e motociclo“ fand heuer bereits zum 76. Mal in der Messe Mailand statt. Begonnen hat der Event für mich Dienstagfrüh, als wir Journalisten als erste Zutritt zur EICMA hatten.
Rennsport für die Straße von Ducati
Ungestört konnte ich am Ducati-Stand die neue Panigale V4 R begutachten. Die Weiterentwicklung der Panigale V4 stellt die Basis für die Ducati-Rennmaschine in der Superbike-Weltmeisterschaft dar. 221 PS Spitzenleistung, 112 Nm Drehmoment bei fahrfertigen 193 kg stellen im Straßenbetrieb die Vernunft schon gehörig auf die Probe – Rennsporttechnik in Reinkultur, gepaart mit allen im Moment verfügbaren Sicherheitsfeatures. Kurven-ABS, Launch-, Slide- und Wheelie-Control und noch viele weitere technische Leckerbissen helfen dabei, die unbändige Leistung in Zaum zu halten.
MotoGP-Pilot Andrea Dovizioso verschaffte sich vom Ducati Café im ersten Stock einen Überblick über den Ducati-Stand, der alle Neuheiten des Motorradherstellers aus Bologna für 2019 einem interessierten Publikum präsentierte. An den Publikumstagen ließen es sich auch die jüngsten Ducatistis nicht nehmen, für ein Foto auf einem Kunstwerk aus Borgo Panigale zu posieren. Schöne, stylische Frauen gehören ohnehin selbstredend zu Ducati.
MV Agusta zurück in der Motorrad-WM
Nach Ducati zog es mich nach Varese. Die Motorrad-Edelschmiede MV Agusta hat es in diesem Jahr geschafft, den Messestand noch aufwendiger und glamouröser zu gestalten. Neben den aktuellen Traumbikes und den edlen zweibeinigen Schönheiten beeindruckten vor allem zwei einzigartige Vorserienmodelle und das Rennmotorrad für die nächstjährige Moto2-Weltmeisterschaft.
Mit letzterem startet MV Agusta nach 42 Jahren Abstinenz gemeinsam mit dem Forward Racing Team wieder im Grand-Prix-Sport. Angetrieben wird das Wettbewerbs-Bike F2 von dem neunen Einheitsmotor von Triumph. Der überarbeitete Dreizylinder der aktuellen Street Triple RS mit 765 Kubikzentimetern erreicht eine Spitzenleistung von rund 140 PS.
Nächstes Highlight war die MV Agusta Brutale 1000 Serie Oro. Mit dem nahezu gänzlich überarbeitetem Vierzylinder-Motor des F4 Superbikes leistet das Naked Bike 208 PS und erreicht ein maximales Drehmoment von 115 Nm. Die ab Mitte 2019 erhältliche Designer-Rakete wird mit einer Höchstgeschwindigkeit von jenseits der 300 km/h das stärkste und schnellste serienmäßig erhältliche Naked Bike der Welt sein.
Zu guter Letzt durfte ich am Stand von MV Agusta noch ein ganz besonderes Designer-Stück bewundern, welches es mir sofort angetan hatte. Die technisch auf der F3 800 basierende Superveloce 800, eine Mischung aus Supersport- und Retro-Bike, besticht mit ihrem eigenständigen Design mit der Anlehnung an Design-Elemente der 70er-Jahre, in denen MV Agusta noch höchst erfolgreich in der Motorradweltmeisterschaft war.
Elektrisierendes aus Modena von Energica
Ebenfalls italienisch, ebenfalls exklusiv, jedoch mit einem grundlegend anderen Antriebskonzept ging es weiter – am Stand der Energica Motor Company wurde es „elektrisch“ oder besser gesagt „elektrisierend“. Der in Modena ansässige Hersteller von ausschließlich elektrisch betriebenen Motorrädern ist exklusiver Lieferant der einheitlichen E-Bikes für die im nächsten Jahr stattfindende MotoE, dem elektrischen Pendant zur MotoGP Motorradweltmeisterschaft. Als Grundlage dafür blickt das Unternehmen auf eine über 40jährige Motorsporterfahrung in der Formel 1 und den 24h-Rennen von Le Mans zurück.
Von der MotoE habe ich schon in vorangegangenen Artikeln ausführlich berichtet (nähere Infos hier…). Daher möchte ich hier auf das serienmäßige Straßenmotorrad Energica Ego näher eingehen, welches die Basis für das Wettbewerbs-Bike darstellt. Das E-Superbike wird von einem Permanentmagnet-Synchronmotor mit Ölkühlung angetrieben, welcher das Motorrad mit einer Leistung von 145 PS in 3 Sekunden von 0-100 km/h und dann weiter auf elektronisch abgeregte 240 km/h beschleunigt. Die 200 Nm Drehmoment stehen ab der ersten Umdrehung des Motors zur Verfügung. Der 11,7 kWh Lithium Polymer-Akku ermöglicht in der Praxis eine Reichweite von maximal 150 Kilometern, im schnellsten Lademodus ist dieser jedoch in 25 Minuten wieder zu 85% geladen. Das für ein Superbike überaus hohe Gewicht von rund 250 kg führt zu Beginn naturgemäß zu einem etwas ungewohnten Fahrverhalten, was jedoch nach ein wenig Eingewöhnungszeit kein Problem mehr darstellt.
Erste Erfahrungen durfte ich dieses Jahr bereits selbst mit der etwas schwächeren „normalen“ Energica Eva machen. Bereits die Beschleunigung dieses 107 PS starken E-Bikes war aufgrund des Drehmomentverlaufes ungeheuer beeindruckend. Im nächsten Jahr verfügt auch dieses Modell standardmäßig über den 145 PS-Motor der Ego, jedoch mit einer elektronisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.
Text und Fotos: Armin Hoyer – arminonbike.com