2. Juni 2021 Armin Hoyer

Die Revolution hat stattgefunden | Generationenvergleich Ducati Monster

Ducati Monster+ and 821 Stripe | Photo: Armin Hoyer

St. Johann in Tirol – Ducati hat sein Erfolgsmodell Monster revolutioniert. Ganz ohne den charakteristischen Gitterrohrrahmen und deutlich leichter fährt sie in ein neues Zeitalter. Ich habe das neue Modell und meine eigene Monster 821 Stripe aus dem Jahr 2015 zum Vergleichstest gebeten, um für Euch herauszufinden, was sich alles geändert hat…

Das Autohaus und Zweiradcenter Seiwald in St. Johann in Tirol ist der offizielle Ducati-Händler im Tiroler Unterland. Ich durfte mir dort die neue Monster+ im klassischen Ducati-Rot für ein paar Tage zum Testen abholen. „+“ bedeutet gegenüber dem Standardmodell, dass die Cockpitverkleidung und Soziusabdeckung mit zum serienmäßigen Lieferumfang gehören. In Österreich wird ausschließlich diese Version angeboten. Im Jahr 2015 wurde die Monster 821 Stripe ebenfalls mit dieser Zusatzausstattung ausgeliefert. Zusätzlich waren noch eine einstellbare Gabel und zwei weiße Streifen inkludiert, die sich von der Front bis zum Heck durchzogen und für einen noch sportlicheren Auftritt sorgten.

DESIGNREVOLUTION

Sofort fällt bei der neuen Monster der fehlende Gitterrohrrahmen aus Stahl auf. Dieser wurde durch einen Alurahmen ersetzt, der vom Superbike Panigale inspiriert und direkt an den Zylinderköpfen befestigt ist. Der Tank verfügt weiterhin über die charakteristische Bisonrückenform, die jedoch nicht mehr so deutlich ausgeprägt ist als bei der 821. Damit ist der Inhalt um dreieinhalb Liter geringer geworden, was die Reichweite doch spürbar reduziert. Insgesamt ist das Bike schmäler geworden, das typisch bullige Auftreten der Monster ist damit verloren gegangen. Das Heck wurde noch puristischer und unterstreicht damit den sportlichen Charakter des Bikes. Der Sozius wird im Solobetrieb nicht mehr mit einer Abdeckung versehen, sondern durch eine solche ersetzt. Dadurch ist die wesentlich schlankere Bauform möglich. In einer kleinen Mulde unter dem vorderen Sitz befindet sich neben Stauraum auch ein USB-Stecker. Praktischerweise ist die Batterie jetzt unter dem hinteren Sitz angebracht, was den Ausbau gegenüber der 821 wesentlich erleichtert. Der ovale Voll-LED Scheinwerfer mit integriertem Tagfahrlicht stellt eine moderne Interpretation des Rundscheinwerfers der bisherigen Monster dar. Die dynamischen Blinker sind vorne in der Verkleidung integriert und verfügen über eine automatische Abschaltung.

ÜBERARBEITETER TESTASTRETTA UND WESENTLICHE GEWICHTSREDUKTION

Der Hubraum des Motors wurde durch eine sechs Millimeter größere Bohrung auf 937 cm³ erhöht und damit bei nahezu gleichbleibender Leistung das Drehmoment gegenüber der 821 um 3,6 Nm erhöht. Dies macht sich mit einem verbesserten Durchzug bemerkbar. Der um 2,4 Kilogramm leichtere 90° V-Twin leistet 111 PS/82 kW bei 9.250 U/min und verfügt über ein maximales Drehmoment von 93 Nm bei 6.500 U/min. Insgesamt hat die neue Monster 18 Kilogramm abgespeckt und wiegt jetzt fahrfertig 188 Kilogramm. Neben dem Motor tragen dazu der neue Frontrahmen (-4,5 kg), der hintere Teilrahmen (-1,9 kg), die Leichtmetallfelgen (-1,7 kg) und die Schwinge (-1,6 kg) wesentlich bei. Das neue hydraulische Kupplungssystem mit Anti-Hopping-Funktion verringert den Kraftaufwand beim Betätigen um 20%. Mit dem serienmäßigen Quickshifter funktioniert das Rauf- und Runterschalten ohne Kupplung einwandfrei.

GROSSER FORTSCHRITT BEIM HANDLING

Die Sitzposition auf der neuen Monster ist jetzt etwas aufrechter. Der optimierte Sitz mit neuer Polsterung verbessert den Komfort und erhöht das Feedback von der Straße. Die Sitzhöhe beträgt in der höchsten Position 820 Millimeter. Um einen Zentimeter mehr als bei der 821, bei der die Sitzhöhe beim serienmäßigen Sitz auf 785 Millimeter reduziert werden kann. Mit der entsprechenden Zubehör-Sitzbank Werte zwischen 745 bis 830 Millimeter möglich. Bei der Monster+ ist die Reduktion nur mit einer niedrigeren Sitzbank auf 800 Millimeter möglich und darüber hinaus mit einem zusätzlichen Tieferlegungssatz auf 775. Der Lenkeinschlag beträgt jetzt 36 Grad, was ein Plus von 7 Grad gegenüber dem Vorgängermodell bedeutet und das Manövrieren wesentlich einfacher macht.

Durch die schlankere Bauform ist der Knieschluss enger und man ist damit noch besser in das Bike integriert. Auf meiner Teststrecke der Hochkönig Straße von Saalfelden nach Dienten am Hochkönig merkte ich dann einen großen Unterschied zur 821. Das Bike lenkt leichter ein und ich hatte mehr Vertrauen in der Schräglage. Entlang des Dientenbachs ging es auf der L216 weiter Richtung Taxenbach. Die Kurven entlang des Tales wurden immer enger. Die Schräglagenwechsel gingen dabei derart spielerisch von statten, dass ich in einen richtigen Kurvenrausch verfiel. Die Kurvenstabilität ist großartig und trotzdem sind kleine Lenkkorrekturen jederzeit möglich. Einzig kleines Manko ist der zu nahe am Motorrad angebrachte Fußbremshebel. Nach dem Umstieg von der 821 bin ich da schon mal ins Leere getreten, vor allem mit breiteren Motorradstiefeln. Nach etwas Gewöhnung konnte ich mich jedoch darauf einstellen und empfand es nicht mehr als störend.

ERWEITERTES ELEKTRONIKPAKET

Wie bereits die Monster 821 verfügt auch das neue Naked Bike über ein Brembo-Bremssystem mit zwei M4-32 4-Kolben-Monoblock-Bremssätteln auf 320-mm-Scheiben vorne und einem Bremssattel auf einer 245-mm-Scheibe hinten. Das dreistufige ABS verfügt bei der neuen Monster jetzt in den Stufen 2 und 3 neben Rear Lift Control auch über eine Kurvenbremsfunktion (Kurven-ABS). Auf Stufe 1 regelt das ABS nur am Vorderrad. Die Traktionskontrolle verfügt weiterhin über acht Stufen, mit denen die Eingriffsintensität auf Fahrstil und Straßengegebenheiten angepasst werden kann. Neu ist eine Wheelie- und Launch Control, die den sportlichen Charakter unterstreichen. Unverändert blieben die drei Riding Modes Sport, Touring und Urban. Bei letzterem wird die Leistung auf 75 PS reduziert. Beim Display ist eine große Veränderung gegenüber der ersten 821 eingetreten. Das einfarbige LCD-Display ist einem 4,3-Zoll-Farbbildschirm mit Gang- und Tankanzeige gewichen. Mit dem optional verfügbaren Ducati Multimedia System kann das Smartphone über Bluetooth mit dem Motorrad verbunden, einige Funktionen im Display angezeigt und über die Lenkerarmaturen bedient werden.

ARMIN ON BIKE CONCLUSIO

Mit der neuen Ducati Monster ist dem Motorradhersteller aus Bologna ein sehr zeitgemäßes Motorrad gelungen. Bei der Entwicklung galt es den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu schaffen. Dabei herausgekommen ist ein wesentlich leichteres und schlankeres Motorrad, das durch den größeren Hubraum des Motors an Durchzugsstärke gewonnen hat. Damit verbunden ist eine wesentlich verbesserte Fahrdynamik, die kaum endend wollenden Fahrspaß bringt. Es wurden monstertypische Designelemente neu interpretiert. Eingefleischte Monster-Fans vermissen dabei den ursprünglichen, bulligen Charakter des Bikes und das einzigartige Design. Hier kommt immer wieder das Fehlen des Gitterrohrrahmens ins Spiel, der aber heute nicht mehr zeitgemäß ist. Die Monster+ kostet in Österreich 13.795 Euro und ist damit in ihrer Klasse am oberen Ende der Preisskala angesiedelt. Dies konnte bisher gegenüber dem Mitbewerb vor allem durch die Eigenständigkeit des Modells gerechtfertigt werden. Da diese etwas verloren gegangen ist, wird sich zeigen, ob auch die neue Monster wieder zum Erfolgsmodell für Ducati wird.

Text und Fotos: Armin Hoyer
Fotos mit Armin: Dagmar Berger

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