Großglockner Hochalpenstraße | Salzburg und Kärnten – Die Großglockner Hochalpenstraße ist jetzt wieder für den Verkehr geöffnet. Damit besteht ab sofort die Möglichkeit, diese wunderbare Panoramastraße auch mit dem Motorrad hautnah zu erleben. Ich war letzten Juni mit einer Ducati Scrambler 1100 oben, um Euch zu zeigen, wie schön es dort oben ist…
ÖFFNUNG NACH DER WINTERSPERRE
Die Großglockner Hochalpenstraße wurde nach der Wintersperre am 10. Mai offiziell wieder geöffnet. In den Wochen davor wurde mit den berühmten Rotationspflügen die Schneeräumung der Straße durchgeführt und diese von bis zu 10 Meter hohen Schneemassen befreit. Diese speziellen Räumfahrzeuge wurden von Franz Wallack, dem Erbauer der Panoramastraße in den 1950er Jahren entwickelt und versehen bis heute ihren Dienst. Aufgrund der heurigen Wetterkapriolen und den damit verbundenen Schneefällen bis in den späten Mai hinein, musste die Straße aus Sicherheitsgründen noch einmal gesperrt werden und ist jetzt seit letztem Freitag wieder offen für den Individualverkehr.
VON FUSCH AN DER GLOCKNERSTRASSE AUF DIE EDELWEIßHÜTTE
Ich startete im vergangenen Juni in Salzburg Aigen mit einer Ducati Scrambler 1100 von Ducati Austria los, um dem Großglockner von der Nordseite her zu erklimmen. Nach einem kurzen Stück auf der A 10 in Richtung Villach, habe ich bei Golling die Tauernautobahn wieder verlassen. Die Bundesstraße 159 entlang der Salzach ist in ein enges Tal eingebettet. Rechts und links ragen hohe Berge in den Himmel, ein beeindruckendes Bild. Ich cruiste vorbei an der Burg Hohenwerfen, dann über Bischofshofen und St. Johann im Pongau bis nach Bruck an der Großglocknerstraße, wo ich links ins Fuscher Tal einbog.
Kurz nach Fusch an der Glocknerstraße beginnt im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern die Großglockner Hochalpenstraße. Die im Jahr 1935 eröffnete hochalpine Straße ist insgesamt 48 Kilometer lang und überwindet bis zur Edelweißspitze rund 1.750 Höhenmeter. Die 36 Kehren stellen für Motorradfahrer naturgemäß ein Paradies dar. Neben der atemberaubenden Aussicht, ist auch der Straßenbelag mit seinem guten Grip sehr motorradfreundlich ausgelegt.
Kurz vor dem Fuscher Törl (2.262 Meter) bog ich links zum Dr.-Franz-Rehrl-Haus ab und fuhr auf einer schmalen Stichstraße noch einmal sechs Kehren hinauf bis zum höchsten Punkt der Straße, der Edelweißspitze (2.571 Meter). Die Aussichtsplattform bietet einen beeindruckenden Ausblick auf 35 Dreitausender und die Kehren, die ich zuvor staunend bewältigt hatte. Nach einer kurzen Stärkung auf der Edelweißhütte ging es weiter Richtung Großglockner.
ÜBER DAS HOCHTOR AUF DIE FRANZ-JOSEFS-HÖHE
Es zog wie angekündigt langsam zu, die Wolkendecke über den Bergen wurde immer dichter. Wie ich jedoch auf der Edelweißhütte erfuhr, sei die Sicht auf den Großglockner noch frei gewesen. So beeilte ich mich ein wenig, was mit der großen 1100er Ducati Scrambler auf dieser Straße bei wenig Verkehr ein reiner Genuss war. Der ölgekühlte L-Twin-Zweiventil-Desmo-Motor mit 1079 ccm bietet gefühlt mehr Leistung als die 86 PS bei 7.500 U/min. Der Unterschied zur „kleinen“ Scrambler 800 ist in jeder Situation deutlich spürbar. Auch bergauf, heraus aus den engen Kehren war der Durchzug schon aus dem Drehzahlkeller phänomenal.
Die ausgewogene Fahrwerksabstimmung ermöglicht komfortables Cruisen und eine sportliche Gangart zugleich. Die angenehme, aufrechte Sitzposition ohne Windschutz begrenzt naturgemäß die als angenehm empfundene Höchstgeschwindigkeit ein wenig, was jedoch auf der kurvenreichen Bergstraße keine merkliche Rolle spielte. Die hochwertige Brembo-Bremsanlage mit zwei 320 mm-Scheiben vorne und 4-Kolben-Bremszangen sowie Bosch-Kurven-ABS machten die Verzögerung jederzeit exakt dosierbar. Dieses präzise Ansprechverhalten änderte sich auch bei den langen Bergabfahrten mit oftmaligem hartem Anbremsen der engen Kehren nicht.
Nachdem ich die Stichstraße zur Edelweißspitze wieder verlassen hatte, ging es vorbei am Fuscher Törl (Startpunkt des nachfolgenden Videos) in ein paar Kurven hinunter zur Fuscher Lacke, einem kleinen Gebirgssee auf 2.262 Metern. Am Straßenrand entdeckte ich einen der zuvor beschriebenen hellblauen Rotationspflüge, der gemeinsam mit meiner Ducati Scrambler 1100 in ‘62 Yellow ein sehr schönes Fotomotiv abgab. Nach einem kurzen Tunnel und nach einigen weiteren Kurven fuhr ich durch den Tunnel zur Passhöhe Hochtor (2.504 Meter), in dem auch die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten verläuft.
Die abwechslungsreiche Straße mit herrlichem Blick auf die hochalpine Landschaft verlief jetzt in Kehren und weitläufigeren Kurven wieder bergab bis zu einem Kreisverkehr. Hier bog ich rechts ab in Richtung Karl-Franz-Josefs-Höhe. Und dann tauchte er plötzlich auf, der Großglockner, mit 3.798 Metern Höhe der höchste Berg Österreichs, gelegen an der Grenze zwischen Kärnten und Osttirol. Das Pfeifen der Murmeltiere konnte ich auf meiner Scrambler am Weg zu ihm zwar nicht hören, dafür sah ich die meines Wissens nach auf der Großglockner Hochalpenstraße und Nockalmstraße einzigartigen Verkehrsschilder „Achtung Murmeltiere!“, zum Schutz der herzigen Nager, die sich auch mal auf die Straße verirren können.
Mit freiem Blick auf den Glockner schlängelte sich die Straße auf rund 2.100 Metern entlang des Berghanges, um dann in drei Kehren und einer nachfolgenden Geraden wieder kräftig an Höhe zu gewinnen. Zum Abschluss ging es noch einige Kurven durch eine Galerie und schon war ich auf dem Motorradparkplatz der Franz-Josefs-Höhe angekommen. Von diesem Aussichtspunkt auf 2.396 Metern hatte ich eine traumhafte Sicht auf den gegenüberliegenden Großglockner und seinen Gletscher „Pasterze“. Die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Motorrad zu befahren, war für ein wunderbares und sehr empfehlenswertes Erlebnis, das ich möglichst bald wiederholen werde.
Text, Fotos und Video: Armin Hoyer – arminonbike.com