10. September 2024 Armin Hoyer

Elektrischer Luxusliner | Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV im Test

Der Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV vor dem Hotel Schloss Landskron.

Salzburg – Mit dem Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV ist der Stuttgarter Autobauer in das Segment der rein elektrische angetriebenen SUV der gehobenen Mittelklasse eingestiegen. Ein Test sollte Auskunft darüber geben, ob der Stromer seinem Premium-Anspruch und dem sechsstelligen Preisschild gerecht wird …

Der Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV ist zweifelsohne eine imposante Erscheinung. Der kraftvolle Auftritt wird durch die schwarz lackierten und außen glanzgedrehten 22-Zoll-AMG-Leichtmetallräder zusätzlich verstärkt. Das Night-Paket ergänzt das äußere Erscheinungsbild um schwarze Designelemente, die dem EQE zusätzliche Dynamik verleihen. So steht der E-SUV wuchtig vor mir, ohne dabei schwerfällig zu wirken. Die Farbe „Sodalithblau“ hebt sich erfrischend vom schwarz-grauen Einheitsbrei des gehobenen SUV-Segments ab. Je nach Lichteinfall ändert der Metalliclack seinen Farbton zuweilen deutlich.

Der knapp 4,9 Meter lange Allrad-SUV mit der Top-Ausstattungslinie „AMG Line Premium Plus“ wurde mir von Pappas Österreich für einige Tage zur Verfügung gestellt. Ich durfte den Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV am Salzburger Standort des Automobilhandelsunternehmens abholen. Neben Mercedes-Benz bietet Pappas PKW der Marken AMG, Jeep und Smart an. Österreichweit verfügt das Unternehmen über 21 Verkaufs- und Service-Standorte.

EQE SUV ZU SCHWER FÜR EIN DYNAMISCHES FAHRERLEBNIS?

Der EQE SUV basiert auf der hauseigenen EVA2-Plattform, die für elektrisch angetriebene Modelle der gehobenen Mittelklasse und Oberklasse entwickelt wurde. Dies wird noch länger der Fall sein, da die für 2028 geplante neue MB.EA Architektur aus Kostengründen nicht kommen wird. Meine Testfahrt auf der kurvenreichen Hochkönig Straße zeigte, dass sich der Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV für einen 2,6-Tonner überraschend sportlich und leichfüssig bewegen lässt. Die Straßenlage ist auch Dank der Luftfederung ausgezeichnet – im Fahrmodus „Sport“ konnte ich beeindruckende Kurvengeschwindigkeiten für einen SUV erzielen. Trotz der mit „nur“ 215 kW (292 PS) überschaubaren Leistung zieht der E-SUV beim Durchtreten des Strompedals derart vehement ab, dass ich unerwartet stark in den Sitz gedrückt wurde. Begleitet wird die Beschleunigung durch ein sonores Motorgeräusch, das von einem Soundgenerator interaktiv erzeugt wird. In gerade einmal 6,6 Sekunden ist der Sprint von null auf 100 km/h erledigt. Auf deutschen Autobahnen sind bis zu 210 km/h möglich.

Die durch ein Leuchtenband verbundenen High-End-Scheinwerfer „Digital Light“ verfügen über jeweils ein Lichtmodul mit drei extrem lichtstarken LED, deren Licht mit Hilfe von 1,3 Millionen Mikrospiegeln gebrochen und gerichtet wird. Damit ist eine punktgenaue Lichtverteilung möglich, die jederzeit eine optimale und an die Verkehrssituation angepasste Ausleuchtung gewährleistet. Ein weiteres sehr komfortables Feature ist die Hinterachslenkung. Bei einem Lenkwinkel von bis zu zehn Grad verringert sich der Wendekreis von 12,3 auf 10,5 Meter. Ich habe es ausprobiert und war ziemlich erstaunt.

HOCHWERTIGE MATERIALIEN IM EDLEN INNENRAUM

Der Innenraum ist sehr klassisch gehalten. Die gediegenen Ledersitze und die große Holzverkleidung am Armaturenbrett verbreiten ein überaus edles Flair. Es kommen dabei nur die hochwertigsten Materialen zum Einsatz. Das 12,3-Zoll-Fahrerdisplay und das 12,8 Zoll große OLED-Zentraldisplay in schlankem Design verpassen dem ganzen einen modernen Touch. Alles in allem herrscht im Innenraum echte Wohlfühlathmosphäre.

Das Lederlenkrad liegt sehr angenehm in der Hand. Zahlreiche Funktionen sind aber nur durch Wischen zu bedienen, was ich auf den dafür vorgesehenen, kleinen Flächen etwas unpraktisch empfand. In der Mittelkonsole mit schwarz glänzender Abdeckung kann ein Smartphone induktiv aufgeladen werden. Das Fach dafür ist vorbei an den Getränkehaltern etwas umständlich zu erreichen. Ansonsten ist die gesamte Handhabung sehr komfortabel und übersichtlich gestaltet. Zwei USB-C-Anschlüsse sorgen für weitere Lademöglichkeiten. Unter der Mittelkonsole und der Armlehne sind gut zugängliche, große Stauräume vorhanden. Auch die Fondpassagiere finden großzügige Platzverhältnisse vor und können über ein eigenes Display die Klimatisierung getrennt für den linken und rechten Bereich einstellen.

Das Kofferraumvolumen von 520 Litern kann durch Umlegen der Rücksitzbank auf 1.675 Liter erweitert werden. Der Stauraum ist für die Fahrzeuggröße zwar nicht üppig, aber angemessen groß. Unter dem Kofferraumboden befindet sich ein großes Fach zum Verstauen der Ladekabel.

MACHT DER OPTIONALE HYPERSCREEN SINN?

Für einen Aufpreis von 5.880 Euro verwandelt sich das Armaturenbrett in ein futuristisches Cockpit (zweites und drittes Foto). Der sogenannte MBUX Hyperscreen umfasst drei Bildschirme, die sich unter einem nahtlosen Deckglas befinden. Fotografiert habe ich das 141 Zentimeter breite Bildschirmband in einem AMG EQS 53 4matic+, in dem dieses baugleich zum Einsatz kommt. Neben dem 12,3-Zoll-Fahrerdisplay befindet sich mittig ein OLED-Zentraldisplay mit 17,7 Zoll Diagonale. Sobald ein Beifahrer Platz nimmt, hat dieser die Möglichkeit das 12,3 Zoll große Beifahrer-Display zu aktivieren.

Für Liebhaber des klassischen Looks empfehle ich die Standardausstattung mit zwei Displays und der edlen Holzverkleidung. Bereits diese Variante stellt alle Informationen sehr übersichtlich zur Verfügung und bietet darüber hinaus auch noch einige praktische Tasten am unteren Rand des Zentraldisplays. Technikaffine greifen zum hochmodernen Hyperscreen, bei dem jedoch die Gefahr der Reizüberflutung besteht, die zu einer gefährlichen Ablenkung vom Verkehrsgeschehen führen kann. Etwas Abhilfe schafft hier die Sperrlogik des Beifahrer-Bildschirms die kamerabasierend verhindert, dass der Fahrer länger als zwei Sekunden auf dieses Display blickt.

ZUM THEMA REICHWEITE UND LADEN DES EQE SUV

Der Test fand nahezu ausschließlich auf Landstraßen statt. Autobahn war diesmal nicht dabei. Auf insgesamt 440 zurückgelegten Kilometern verbrauchte der Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV im Schnitt 22 kWh/100 km. Daraus ergibt sich mit dem 90,6 kW-Akku eine Reichweite von 400 Kilometern.

Den ersten Ladestopp legte ich an einer 22 kW-Ladestation der Salzburg AG in Leogang ein. Dank des im Testfahrzeug optional verbauten 22 kW-AC-Ladegeräts konnte ich auch mit dieser Ladeleistung laden. Bei einem Akkustand von 57 Prozent prognostizierte die Anzeige des EQE SUV noch genau zwei Stunden bis 100 Prozent SoC – bei der erzielten Ladeleistung ein durchaus realistischer Wert, der die Werksangabe von 4:48 Stunden für eine Ladung von zehn auf 100 Prozent sogar unterbietet.

Nach einer Fahrt durch das Salzkammergut kam ich mit 18 Prozent SoC am Hub Designer Outlet Salzburg an. Dort stellt Smatrics acht neue Hypercharger mit einer Ladeleistung von bis zu 400 kW zur Verfügung. Bei 28 Prozent Akkustand war laut Anzeige die maximale Ladeleistung von 173 kW erreicht und in 28:35 Minuten der Akku von 18 auf 80 Prozent geladen. In der Zeit hatte der EQE 61,76 kWh geladen. Mercedes-Benz gibt eine maximal möglich Ladeleistung von 170 kW an.

ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO

Der Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV ist außen wie innen sehr gut gelungen. Zudem wirkt er technisch sehr ausgereift. Der Innenraum könnte nicht hochwertiger ausgeführt sein, auch der Komfort ist erstklassig. Für sein hohes Gewicht und die moderate Leistung lässt sich der EQE SUV sehr agil und dynamisch bewegen. Sehr fortgeschritten sind die Assistenzsysteme. Dies fiel mir speziell beim Abstandstempomaten auf, der bereits vorausschauend die kommenden Tempolimits übernimmt und die Geschwindigkeit an den Straßenverlauf anpasst.

Die Reichweite ist im Alltag vollkommen ausreichend. Auf der Autobahn wird jedoch spätestens nach 350 Kilometer Schluss sein. Bei einem sehr komfortablen Reisemobil wie dem EQE SUV würde ich mir da schon etwas mehr wünschen. Dasselbe gilt für die maximale Ladeleistung bei einem Fahrzeug in dieser Preisklasse. Der Grundpreis des Mercedes-Benz EQE 350 4matic SUV liegt in Österreich vor Abzug von Förderungen bei 85.990 Euro. Das Testfahrzeug kostet mit umfangreicher Sonderausstattung knapp 120.000 Euro. Der elektrische Luxusliner ist damit in jeder Hinsicht Premium.

10.09.2024 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com

Mehr zum Thema Mercedes-Benz: Elektrischer Wochenendtrip | Mit dem Mercedes EQA 250 an den Gardasee

, , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert