Wien – So, ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um die vielfältigen Eindrücke am Slovakiaring verarbeiten zu können und sehe mich jetzt, fünf Tage danach, dazu bereit, Euch meine Eindrücke im Detail zu schildern…
Der erste Tag also der Samstag ist ein wenig wie in Trance abgelaufen. Da hab ich mich in den Spiegel geschaut und gewusst, heute bin ich richtig heiß auf Genuss auf höchstem Niveau. Trotz wenig Schlaf wegen dem langen Blog-Schreiben am Vorabend war ich richtig fokussiert und bereit. Äußerlich ganz ruhig und konzentriert, aber in mir brodelte ein Vulkan. Ich war so aufgeregt, aber doch voller Vorfreude. Und dann war es soweit, nach Vorbesprechung und Einführungsrunde ging es los.
Wir wurden gewarnt, nicht gleich von Beginn an voll los zu fahren, da es oft passiert, dass man durch die Übermotivation schnell im Kiesbett landet. Ich habe diesen Rat auch befolgt und bin es langsam angegangen. Nach zwei Runden stieg das Sicherheitsgefühl und ich erhöhte Tempo und Schräglage. In den darauffolgenden drei bis vier Runden tat mir meine Ducati Monster 821 Stripe richtig leid, da sie ständig in den Drehzahlbegrenzer kam. Es war mir einfach nicht möglich, rechtzeitig zu schalten, da alles so schnell ging.
Auch war es vor allem nach der langen Start-Zielgeraden sehr schwierig für mich Tempo und Distanz richtig abzuschätzen, um so den richtigen Bremspunkt zu finden. Um den richtigen Einlenkpunkt zu finden, hatten unsere Instruktoren Zwedi und Leo schon zuvor bei jeder Kurven Pylonen aufgestellt. Eine weitere Pylone jeweils im Scheitelpunkt der Kurve. So hatte man eine Orientierung für den Einlenkpunkt und an welcher Stelle man dem Straßeninnenrand am nächsten kommen sollte.
Am Nachmittag war dann die Honda CBR1000RR Fireblade dran. Begonnen habe ich mit der „normalen“ Version. Hier ist mir neben der natürlich anderen Sitzposition gegenüber meiner Monster vor allem die extrem feinfühlige Dosierbarkeit der Vorderbremse aufgefallen, mir ist es vorgekommen wie den Bremsbelag direkt mit dem Finger auf die Bremsscheibe zu drücken. Da ist irgendwie nichts dazwischen, was die Bremskraft verfälscht. Auch die Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit auf der Start-Zielgeraden waren, wahrscheinlich auch weil mir in dieser Form bisher unbekannt, beeindruckend für mich, obwohl ich natürlich bei weitem nicht der Schnellste war. Ich habe es aber auch sehr genossen, wenn schnellere, die genügend Abstand gehalten haben, an mir vorbei gezogen sind. War alles so schön im Fluss und ich konnte mir von den Besseren einiges abschauen.
Und am Ende, wie ich dann gar nicht mehr damit gerechnet hatte, kam ich das erste Mal in meinem Leben runter auf’s Knie. Kurz erschreckt und dann gleich nochmal nachgedrückt, ansonsten wär sich ja die Kurve nicht mehr ausgegangen. Danach hab ich dann gleich meinen Nacken gespürt und ein Krampf ist mir in die Hüfte eingefahren, gut dass der Turn dann schon aus war. Für mich heißt das jetzt, trainieren, trainieren, trainieren, damit der Genuss noch größer werden kann. Am Abend bin ich dann noch bis spät mit den Jungs und Herren aus Oberösterreich zusammengesessen. Wir haben eine riesen Gaudi gehabt und Max hat uns seinen besten Rotwein offeriert und dann meine Monster bestiegen und nicht nur er – grins. Dabei haben wir auch Fotos und Videos geschaut und die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen.
Am Sonntag bin ich dann noch einmal zum Fahren mit der Fireblade gekommen. Diesmal war ich jedoch von den Unfällen, die sich ereignet hatten und einigen Gesprächen im Vorfeld meines Turns, sehr eingeschüchtert. Ich habe das sofort an meiner nicht vorhandenen Linie, ich bin sozusagen eckig gefahren, gemerkt. Ich wollte schon nach einigen Runden in die Box zurück fahren, hab mir gedacht, „heute wird des nix mehr“. Hatte aber das Glück, dass mich dann Harald, ebenfalls ein Fahrneuling am Ring überholt hat und ziemlich mein Tempo gehabt hat.
So konnte ich dann noch einige sehr genussvolle Runden fahren. Der Abstand hat immer ein wenig variiert, einmal bin ich näher gekommen, dann war ich weiter weg, wir sind aber bis zum Schluss zusammen geblieben. Und ganz nach dem Motto „Du musst Absteigen mit einem Lächeln“ im Gesicht, habe ich den Tag am Superbike dann beendet. Schön war’s, es hat mich sehr gefreut. To be continued on a Panigale – grins.
ARMIN ON BIKE-Fazit zur getesteten Honda Fireblade: Für die Rennstrecke ein tolles Gerät mit atemberaubenden Fahrleistungen, aber auch für die Straße aufgrund der vielen kleinen elektronischen Helferleins bei verantwortungsvoller Fahrweise durchaus geeignet. Einfach sehr unkompliziert zu fahren, ich als Anfänger habe mich mit Setting „2“ gut zurechtgefunden. Bei längeren Touren muss man sicherlich hart im Nehmen sein, da die äußerst sportliche Sitzhaltung nach einer gewissen Zeit ihren Tribut fordert.
Was mir am meisten gefehlt hat, ist die Emotion gegenüber dem Motorrad, die ich halt einfach nur bei einer Ducati verspüre. Das ist aber rein meine persönliche Meinung. Meine kleine Monster 821 Stripe ist aufgrund der Motorisierung für die Rennstrecke nicht sehr gut geeignet, man muss aber deshalb nicht auf ein „Monster am Ring“ verzichten, eine Monster 1200 S oder 1200 R macht auch hier durchaus Sinn.
Text, Fotos und Videos: Armin Hoyer | ARMIN ON BIKE – arminonbike.com