Spielberg | Red Bull Ring – Nach dem frühzeitigen Ausscheiden des Octo Pramac Racing MotoGP-Stars Danilo Petrucci beim Motorrad Grand Prix von Österreich konnte der grandiose Sieg von Andrea Dovizioso vom befreundeten Ducati Werksteam zumindest ein wenig über das unerfreuliche Ergebnis hinwegtrösten…
Im schmalen Gang zwischen den MotoGP-Trucks von Octo Pramac Racing habe ich die beiden Motorrad-Stars des Teams Danilo Petrucci (Petrux9) und Scott Redding (#45) beim sogenannten `Media Debrief´ angetroffen. Umringt von internationalen Motorsport-Journalisten wurden die beiden am Samstagnachmittag vor ihrer Box Nr. 21 zu den Ergebnissen des Qulifikationstrainings befragt. Gemeinsam mit dem Presseverantwortlichen des Teams Federico Cappelli lauschten wir den Ausführungen der Rennfahrer, begleitet von der Klangkulisse des parallel stattfindenden Moto2 Qualifyings im Hintergrund.
Das Octo Pramac Racing Team genießt seit 2013 die enge Werksunterstützung von der Ducati Motor Holding. Die vom Team eingesetzten Rennmotorräder kommen der aktuellen Desmosedici GP des Werksteams nahe, verfügen jedoch über zum Teil ältere Spezifikationen.
Als bester Fahrer eines Kundenteams hatte sich Danilo Petrucci mit dem fünften Platz in der Startaufstellung eine sehr gute Ausgangsbasis für das Rennen am Sonntag geschaffen. Im englischsprachigen Interview, welches auf das italienische folgte, ging es dann hauptsächlich um die Winglets an seinem Motorrad. Danilo sprach das Problem an, dass er an diesem Rennwochenende nur eine Garnitur dieser speziellen Aero-Verkleidungen zur Verfügung hätte. Da diese auf Kursen wie dem Red Bull Ring, wo vor den engen Kurven sehr hart angebremst werden muss, sehr wesentlich seien, hätte ein Sturz in der Trainingsphase fatale Auswirkungen haben können.
Die Verwendung der Winglets würde auch in der restlichen Saison immer wieder ein Diskussionspunkt werden, da sie nicht auf allen Kursen Vorteile brächten. Insbesondere auf denjenigen, auf denen es mehr auf gutes Handling als auf das scharfe Anbremsen vor den Kurven ginge. Für Scott Redding war das Qualifying weniger optimal gelaufen, er hatte die 15. Startposition im Rennen erzielt, was einen Start aus der fünften Reihe bedeutete.
Nach dem durchwachsenen Wetter der vorangegangenen Tage herrschten am Renntag bei trockenen 23° Celsius Lufttemperatur und 30° Asphalttemperatur optimale Bedingungen. Nach den Warm Ups, den Rennen der Moto3 und Moto2-Klasse sowie dem umfangreichen Rahmenprogramm startete um Punkt 14:00 Uhr das Rennen der Königsklasse. In der ersten Startreihe folgten die beiden Werks-Ducati´ von Andrea `Dovi´ Dovizioso und Jorge Lorenzo unmittelbar dem regierenden Weltmeister Marc Márquez vom Respol Honda Team. Marc hatte auf seiner Werks-Honda das Qualifying für sich entschieden (Bericht dazu hier…).
Gleich nach Beginn begann an der Spitze der Kampf zwischen Honda und Ducati, welcher sich bis in die letzte Kurve der letzten Runde außergewöhnlich spannend fortsetzte. Nach einem mitreißenden Rennen mit zahlreichen Positionskämpfen und Überholmanövern riskierte der hinter dem Ducati-Werksfahrer `Desmo Dovi´ an zweiter Stelle liegende Márquez in der letzten Runde alles. Er stach in die Kurve hinein und lag damit kurzzeitig vor seinem Kontrahenten. Durch das Manöver wurde er jedoch bis auf die äußeren Kerbs hinausgetragen, was es Dovizioso ermöglichte, innen wieder vorbei zu ziehen, um dann noch knapp zwei Zehntel seines Vorsprungs erfolgreich ins Ziel zu retten und dieses Rennen in hochdramatischer Weise für sich zu entscheiden.
Petrux vom Octo Pramac Racing Team, schied nach verpatztem Start in der sechsten Runde aufgrund eines Defekts an der Ölpumpe aus, Scott Redding erreichte den zwölften Rang im Endklassement. Die Stimmung in der Box war naturgemäß nicht überwältigend, das Team freute sich jedoch mit den Siegern. In der nur durch eine mobile Trennwand getrennten Box des Team Ducati von Andrea Dovizioso, wurde bereits ausgelassen gefeiert. Alles wartete schon darauf, dass der Champion von der Siegerehrung und Pressekonferenz zurück in die Box kommt, um sich gebührend von seinem Team und Freunden feiern zu lassen. Ich konnte das rege Treiben von der der Pramac-Box mitverfolgen. Es war ein sehr beeindruckend und mitreißend, die italienische Siegesfreude hautnah miterleben zu dürfen. Man darf schon gespannt darauf sein, wer im nächsten Jahr nach dem Motorrad Grand Prix von Österreich am Red Bull Ring jubeln wird.
Text und Fotos: Armin Hoyer – arminonbike.com