Innsbruck | Tirol – Mit dem Smart # 1 ist es der Kultmarke gelungen, sich neu zu erfinden. Aus dem Kleinwagen von einst ist ein waschechter E-SUV geworden, der reichlich Platz für fünf Personen bietet. Es stehen mehrere Ausstattungsvarianten zur Auswahl, ich durfte die scharfe Allradversion „Brabus“ zum Test bitten …
Der neue Smart #1 Brabus hat mit der Urversion aus dem Jahr 1998 nicht mehr viel gemeinsam. Lediglich die runden Formen an der Front erinnern ein wenig an den ersten Smart. Das Fahrzeugdesign stammt von der Mercedes-Benz AG. Entwickelt und produziert wird der rein elektrisch angetriebene SUV vom chinesischen Hersteller Geely, der die zweiten 50 Prozent am gemeinsamen Joint Venture hält. Mit einer Länge von 4,3 Metern bewegt sich der Stromer ziemlich genau an der Grenze zwischen Kleinwagen- und Kompakt-SUV.
Vor mir steht ein schicker Flitzer mit sportlichen 19-Zoll-Rädern und roten Bremssätteln. Dieser wurde mir von Smart Austria für den Test zur Verfügung gestellt. Die roten Akzente verleihen dem schwarz lackierten Wagen einen zur Marke passenden peppigen Auftritt. Kleine Brabus-Schriftzüge an allen Seiten geben Auskunft, dass es sich hier um den sportlichsten aller Smarts handelt. Der Tuning-Experte Brabus ist seit dem Beginn der Marke mit dabei und für die werksseitige Veredelung zuständig. Durchgängige LED-Leuchtenbänder an Front und Heck unterstreichen den modernen Look des „Hashtag One“.
ELEKTRISCHE KNUTSCHKUGEL MIT DEM EXTRA-KICK
Der Smart #1 Brabus basiert auf der SEA-E-Plattform von Geely, die auch der bereits von mir getestete Volvo EX-30 nutzt (Link zum Testbericht). Der 1,9-Tonner verfügt über Allradantrieb mit zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren. Mit einer Systemleistung von 315 kW (428 PS) und einem maximalen Drehmoment von 543 Nm geht es in gerade einmal 3,9 Sekunden von null auf 100 km/h. Bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Im für den Alltag optimal geeigneten Komfort-Modus ist der Smart #1 Brabus mit „normalen“ Elektroautos vergleichbar, die in jeder Fahrsituation eine zügiges Vorankommen ermöglichen. Schaltet man jedoch in den Brabus-Modus, steht die volle Leistung zur Verfügung. Die Beschleunigung ist dann als brachial zu bezeichnen – der sprichwörtliche Ritt auf der Kanonenkugel kann sich da nicht viel anders anfühlen. Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich mit der Funktion „Rocket Launch“ noch schlagartiger nach vorne katapultieren lassen. Das straffe aber dennoch komfortable Fahrwerk passt gut dazu. Der Smart #1 Brabus liegt damit satt auf der Straße – dies zeigte sich auch in den Kehren rund um das Schloss Ambras. Mit optionalen Brabus-Sportfedern ist eine Tieferlegung um bis zu 35 Millimetern möglich.
Bei Dunkelheit beeindruckte mich das hochmoderne Lichtsystem „CyberSparks LED+“. Das adaptive Fernlicht mit Matrix-LED-Technologie verfügt über 24 LED-Lichtbündel, die andere Fahrzeuge adaptiv ausblenden und gleichzeitig die restliche Umgebung optimal ausleuchten. Der Stromer verfügt über alle gängigen Assistenzsysteme, die im Test stets einwandfrei funktionierten.
PEPPIGE OPTIK AUCH IM INNENRAUM
Ich fühlte mich im Smart #1 Brabus sofort wohl. Beim Einsteigen fährt der Fahrersitz automatisch zurück, um mehr Raum dafür zu bieten. Der Sitzkomfort ist einwandfrei und wird durch die 4-Wege-Lordosestütze noch zusätzlich erhöht. Dabei gab mir die hohe Mittelkonsole das Gefühl, gut in das Cockpit integriert zu sein. Der Look des Armaturenbretts und der Türverkleidungen kommt durch die dezent glänzenden Kunststoffteile sehr stylisch rüber– die peppige Optik des „Hashtag One Brabus“ setzt sich damit auch im Innenraum nahtlos fort. Das passt einfach zum Smart-Lifestyle. Die stimmig angeordnete und ebenso dezente LED-Ambientebeleuchtung verfügt über 64 Farbtöne, die in der Helligkeit stufenlos einstellbar sind.
Das beheizbare Sportlenkrad ist außen mit Alcantara bezogen und liegt sehr angenehm in der Hand. Die Bedienelemente sind in hochwertiger Edelstahloptik gehalten, die senkrechte Lenkradspeiche ziert ein Brabus-Schriftzug. Zahlreiche rote Akzente weisen auf die Top-Ausstattung hin. Ein Highlight sind dabei die gestickten Brabus-Logos auf den Kopfstützen der Vordersitze.
Stets bestens informiert fühlte ich mich durch das längliche 9,2-Zoll-Fahrerdisplay mit 10-Zoll-Head-up-Display und den mittig angebrachten 12,8 Zoll großen Touchscreen. Nahezu alle Funktionen sind über diesen einstellbar. Im vorderen Fach der Mittelkonsole kann ein Smartphone induktiv aufgeladen werden. Bei meinem iPhone musste ich dazu die Schutzhülle entfernen. Weiters sind vier USB-C- und zwei 12V-Anschlüsse mit an Bord. Stauräume sind ausreichend vorhanden, das Fach unter der Mittelarmlehne ist sogar belüftbar. Die Platzverhältnis im Fond sind für ein Fahrzeug dieser Größe überraschend groß.
Mit einem Kick konnte ich den Kofferraum kontaktlos öffnen und das Ladevolumen durch Umlegen der Rücksitze von 313 auf 976 Liter erweitern. Unter dem Kofferraumboden ist noch Platz für ein Ladekabel. Zur Vergrößerung des Stauraums kann die Rücksitzbank um rund zehn Zentimeter nach vorne verschoben werden. Zusätzlich besteht eine Durchlademöglichkeit. Unter der Motorhaube befindet sich ein kleiner Frunk mit 15 Litern Volumen.
WIE SCHNELL LÄDT UND WIE WEIT KOMMT DER SMART #1 BRABUS?
Vom Pillerseetal kommend legte ich im Innsbrucker Stadtteil Hötting bei einer 300 kW-Ladestation des Anbieters Smatrics einen Tankstopp ein. Bei der Ankunft war der 66 kWh-Akku, der über eine nutzbare Kapazität von 62 kWh verfügt, noch zu sechs Prozent gefüllt. In einer Zeit von 30:49 Minuten konnte ich auf 80 Prozent aufladen. Die Ladesäule zeigte dabei eine maximale Ladeleitung von 156 kW an. Es flossen 48,8 kW mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 95 kW in den Akku. Damit performte der Smart #1 Brabus leicht über der Werksangabe.
Auf der Hin-und Rückfahrt genehmigte sich der kompakte Stromer auf einer Strecke von 255 Kilometern bei entspannter Fahrweise im Schnitt 19 kWh/100 Kilometer. Aufgrund des praxisnahen Mix aus Landstraße, Autobahn und Stadtverkehr ist dies ein durchaus aussagekräftiger Wert. Ebenso die sich daraus ergebende Gesamtreichweite von 325 Kilometern. Sportliche Fahrweise im Brabus-Modus kann mit einem Verbrauch von 25 kWh/100 km und mehr zu Buche schlagen und dementsprechend die Reichweite reduzieren.
Dank des 22 kW-Bordladegeräts ist auch das Wechselstromladen unterwegs eine geeignete Alternative. Bei einer 22 kW-Ladestation der Salzburg AG in Leogang konnte ich mit einer Ladeleistung von 21 kW in 1:07 Stunden von 21 auf 53 Prozent SoC laden. Dies entsprach einem Reichweitengewinn von gut 100 Kilometern. In der Tiefgarage des Sillpark in Innsbruck lud der Smart während einer Shoppingtour an einer 22 kW-Ladestation des Anbieters e-laden Tirol in 3:20 Stunden von 15 auf 100 Prozent. Mit etwas Planung sind auch solche Ladestopps im Alltag gut machbar. Das Laden zu Hause an der Wallbox kann mit der gleichen Geschwindigkeit erfolgen.
ARMIN ELECTRIC CONCLUSIO
Mit dem Smart #1 ist dem Joint Venture von Mercedes-Benz und Geely der Neustart der Marke eindrucksvoll gelungen. In Zusammenarbeit mit Brabus wurde ein sehr stimmiger Sport-SUV entwickelt, der sowohl optisch als auch technisch überzeugt. An den regelmäßigen Over-the-Air-Updates des Betriebssystems ist zu erkennen, dass noch fleißig am Feinschliff gearbeitet wird. Wünschenswert wäre dabei die Integration einer Ladeplanung, die aktuell noch nicht verfügbar ist.
Die abrufbaren Fahrleistungen gleichen jenen eines Supersportlers, mit dem Unterschied, dass der Smart #1 Brabus gleichzeitig auch voll alltagstauglich ist. Die Reichweite ist für tägliche Fahrten vollkommen ausreichend. Einzig für längere Autobahnfahrten könnte die Akkukapazität etwas höher sein und damit die Reichweite komfortabler ausfallen. Die Ladegeschwindigkeit, die sich auf Klassenniveau bewegt, liegt voll im grünen Bereich. Wer also einen pfiffigen, kompakten Elektro-SUV mit äußerst sportlichen Genen fahren und dabei noch das Flair einer Kultmarke genießen möchte, ist beim Smart #1 Brabus genau richtig.
In Österreich startet der Smart #1 vor Abzug von Förderungen bei 36.200 Euro. Der vollausgestattete Smart #1 Brabus kommt auf 51.700 Euro. Gegen Aufpreis sind eine graue Mattlackierung und eine Anhängerkupplung verfügbar. Direkt bei Brabus können zusätzliche Tuning-Teile des eigens für das Fahrzeug entwickelten Individualisierungsprogramms bestellt werden. Das Vertriebsnetz umfasst einen Händler pro Bundesland. Mit vier Standorten ist die Pappas Automobilvertriebs GmbH der größte Smart-Händler in Österreich.
21.10.2024 | Text und Fotos: Armin Hoyer – arminelctric.com