22. September 2023 Armin Hoyer

Wie von einem anderen Stern | Galaktisches Tesla Model S Plaid gezündet

Tesla Model S Plaid in Kitzbühel

Kitzbühel | Tirol – Nach zwei Jahren Abwesenheit kam die Tesla-Oberklasselimousine im vergangenen Dezember in Form des neuen Model S Plaid zurück auf den heimischen Markt. Es handelt sich dabei um das zweite Facelift des seit 2013 angebotenen Elektroautos. Die Änderungen konzentrieren sich in erster Linie auf den Innenraum und die Effizienzsteigerung…

Beeindruckend breit und mit nur wenigen Zentimetern Bodenfreiheit steht sie da, die fünf Meter lange Sportlimousine. Das Tesla Model S Plaid ist das Schärfste, was der Elektroauto-Pionier derzeit zu bieten hat. Die schwarzmatten 21-Zoll-Felgen und die roten Bremssättel passen perfekt zur Farbe „Pearl White Multi-Coat“. Ansonsten ist das Topmodell sehr dezent gehalten. Lediglich ein kleiner Karbon-Spoiler und die Plaid-Plakette am Heck weisen auf das derzeit stärkste Serien-Elektroauto hin. Abholen durfte ich mein Testfahrzeug beim Tesla Store Salzburg. Nach einer sehr sympathischen und professionellen Fahrzeugerklärung konnte es auch schon losgehen.

WIE VON EINEM ANDEREN STERN

Ich durfte schon öfter in beeindruckenden Testfahrzeugen Platz nehmen, erlebte dabei aber noch nie einen derartigen Wow-Effekt, wie im äußerst futuristischen Cockpit des Tesla Model S Plaid. Als erstes sticht das ungewöhnliche Yoke-Lenkrad ins Auge: Es sieht zwar extrem spacig aus – kurz dachte ich, in einem Raumschiff zu sitzen – bietet jedoch in alltäglichen Fahrsituationen nur eingeschränkten praktischen Nutzen. Zum Beispiel im Kreisverkehr wusste ich zu Beginn nicht, wie ich richtig greifen soll. Wenn es einmal schnell gehen muss, kann so etwas durchaus gefährlich werden. Mit Fortdauer des Tests gefiel mir auf gerader Strecke die entspannte Auflagemöglichkeit der Hände am Lenk-Yoke. Unterm Strich würde ich trotzdem zum serienmäßigen runden Lenkrad greifen.

An eine weitere Besonderheit könnte ich mich schon eher gewöhnen. Das neue Tesla Model S Plaid kommt ohne Lenkstockschalter und, bis auf ein paar wenige am Lenkrad, auch ohne Schalter und Knöpfe aus. Lüftungsöffnungen sind gar keine zu sehen. Der Luftstrom wird durch Wischen am zentralen 17-Zoll-Touchscreen eingestellt. Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich dran, dass nahezu alle Funktionen über den großen Bildschirm zu steuern sind.

Die mit weißem Kunstleder bezogenen Sitze wirken in Kombination mit dem schwarzen Fußraum und den hochwertigen Verkleidungsteilen sehr edel. Die zahlreichen Ablagen sind mit weichen Materialien verkleidet, Hartplastik ist hier nirgendwo zu finden.

Mit dem 960-Watt-Audiosystem mit 22 Lautsprechern ist den Tesla-Technikern etwas ganz Besonderes gelungen. Noch nie zuvor erlebte ich in einem Auto einen derartigen Hörgenuss, der dem Klang in Studioqualität zu verdanken ist. Auch in der zweiten Sitzreihe befindet sich jetzt ein zentraler Bildschirm, der zur Klimasteuerung und zum Streamen von Videos vorgesehen ist. Nun aber zum Wesentlichen: Wie fährt man mit dem futuristischen Raumgleiter eigentlich los? Einfach links am Display nach oben Wischen und schon ist der Vorwärtsgang eingelegt. Intuitiver und praktischer geht es wohl nicht mehr.

GALAKTISCHE BESCHLEUNIGUNG

Sehr beachtlich, wie Tesla den Spagat zwischen Supersportler und komfortabler Reiselimousine geschafft hat. Einen großen Beitrag dazu leistet das umfangreich einstellbare Luftfahrwerk, das mir förmlich das Gefühl gab, mit dem Wagen über die Straßen zu schweben. Drei Beschleunigungsmodi bieten eine große Bandbreite an Fahrdynamik, von sanft bis extrem.

Zum Abrufen der unvorstellbaren Höchstleistung von 750 kW (1.020 PS) begab ich mich in den Track-Strip-Modus. Nach einigen Minuten Vorkonditionierung des Akkus zeigte das Display „Spitzenleistung bereit“ an. Brems- und Gaspedal gleichzeitig gedrückt und die Front senkte sich in die sogenannte Geparden-Stellung ab. Nach dem Loslassen der Bremse wurde ich von den drei Elektromotoren mit karbonummantelten Rotoren so etwas von nach vorne katapultiert, einfach unglaublich. Nach gerade einmal 2,4 Sekunden hatte das Tesla Model S Plaid den Sprint von null auf 100 mit einer derartigen Leichtigkeit absolviert, dass ich nur staunen konnte.

SORGENFREIES LADEN UND REISEN

Den besten Ladekomfort bieten die Tesla Supercharger. Hinfahren, anstecken und schon geht das Schnellladen los. An einem 250-kW-Supercharger in Langkampfen erzielte ich mit dem Tesla Model S Plaid eine maximale Ladeleistung von 254 kW. Die 100 kWh-Batterie (95 kWh netto) wurde dabei in 31 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Bei der älteren Supercharger-Generation in Kitzbühel, die maximal 150 kW Ladeleistung zulässt, konnte ich den Akku neben einem zweiten ladenden Tesla mit maximal 118 kW in 42 Minuten von sechs auf 80 Prozent betanken. Der E-Supersportler begnügte sich auf der Landstraße mit einem Verbrauch von rund 18 kWh/100 km. Erst bei Autobahntempo steigt dieser auf über 20 kWh/100 km. In der Praxis bedeutet dies bei geringem Autobahnanteil je nach Fahrweise eine Reichweite von 400-500 Kilometern.

Das Tesla Model S Plaid kostet in Österreich und Deutschland nach einer Preissenkung Anfang September ab 109.900 Euro und ist direkt online bestellbar. Das Testfahrzeug lag bei exakt 123.070 Euro. Weitere Infos bekommt Ihr bei einer persönlichen Beratung in einem Tesla Store in Eurer Nähe. Eine Probefahrt könnt Ihr unter diesem Link vereinbaren.

Text und Fotos: Armin Hoyer

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