2. April 2019 Armin Hoyer

Neue Vespa Elettrica in Wien gefahren | Der italienische Kult-Roller im Zeitgeist der Elektromobilität

ARMIN ON BIKE on Vespa Elettrica in Vienna | Photo: Armin Hoyer - arminonbike.com

Wien | Österreich – Mehr als 70 Jahre nachdem die erste Vespa das Licht der Welt erblickte, kommt jetzt eine elektrische Version des Kult-Rollers auf den Markt. Die Vespa Elettrica läutet eine neue Ära bei Piaggio ein, ist sie doch der erste elektrisch angetriebene Roller des Traditionsunternehmens aus der Toskana. Gerade erst in Wien eingetroffen, durfte ich sie für Euch testen…

Da Vespa-Roller meine Jugend geprägt hatten, war es ein ganz besonderer Tag für mich. Mein erstes motorisiertes Zweirad war mit 16 eine Vespa PK 50 S, gefolgt von einer 50 Special und einer 125 GTR von 1974. Ich bin bis heute großer Vespa-Fan, im vergangen Jahr war ich auch bei einem Vespa Cross-Rennen am Start.

VESPA ELETTRICA – LEICHTKRAFTRAD MIT 4KW SPITZENLEISTUNG

Die Vespa Elettrica wurde erstmals 2017 auf der EICMA gezeigt, ein Jahr später war das Serienmodell auf der Messe in Mailand zu sehen (zu meinem Bericht geht´s hier…). Nach den ersten Exemplaren die nach Online-Bestellung bereits Ende letzten Jahres ausgeliefert wurden, ist die Elektro-Vespa jetzt auch bei den niedergelassenen Händlern eingetroffen.

An diesem sonnigen Tag im April stellte mir das 2Rad-Börse Center in Wien die erste elektrisch angetriebene Vespa für einen Test zur Verfügung. Es war die funkelnagelneue  Vespa Elettrica in der L3e-Version, die erst seit wenigen Tagen in Österreich am Markt war. Dieses Leichtkraftrad (bis 125 cm³ und 11kW) kann ab dem 16. Lebensjahr mit einem A1-Führerschein oder dem B-Führerschein mit einer eintägigen Zusatzausbildung (Code 111) gefahren werden. Die Vespa Elettrica ist auch als Moped mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h erhältlich.

REICHWEITE IN DER PRAXIS 70 KILOMETER

Nachdem mir Lukas von der 2Rad-Börse die Vespa kurz erklärt und ich sie mit der Vespa-App verbunden hatte, ging es auch schon los. Mit einem leisen Geräusch, das mich etwas an jenes eines Düsenjets erinnerte, beschleunigte der Elektromotor die Vespa gleichmäßig sanft aber doch flott auf die Höchstgeschwindigkeit von 52 km/h. Klingt im ersten Moment nicht viel, reicht aber nicht zuletzt aufgrund der tollen Beschleunigung vollkommen aus, um im Wiener Stadtverkehr gut mitschwimmen zu können. Und nicht nur das, es macht richtig Spaß nahezu lautlos den Ring entlangzugleiten.

Die Vespa Elettrica verfügt über drei unterschiedliche Riding Modi. Zum überwiegenden Teil war ich im POWER-Mode unterwegs, da dieser die maximale Leistung von 4 kW und 52 km/h ermöglicht. Ich konnte damit bei meinem Test eine Reichweite von 70 km erzielen. Die maximale Reichweite von 100 km ist nur im ECO-Mode möglich, in dem jedoch die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h reduziert ist.

Ein ganz witziges Gadget ist der REVERSE-Mode, der den E-Roller, begleitet von einem lauten Piepsen, rückwärts bewegt. Da die Vespa Elettrica trotz ihres Leergewichts von 130 kg auch im Stand leicht zu manövrieren ist, wird dieser Rückwärtsgang wohl nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen. Aber seht selbst, das nachfolgende Video zeigt den Roller in den drei Riding Modi.

IN 4 STUNDEN AUFGELADEN

Der Elektromotor der Vespa Elettrica verfügt über 2,5 kW Dauerleistung und 4 kW Spitzenleistung. Der fest eingebaute 25 kg schwere Lithium-Ionen-Akku mit integriertem Energierückgewinnungssystem und einer Kapazität von 4,2 kWh befindet sich günstig für den Schwerpunkt direkt unter dem Helmfach und beeinträchtigt daher den Stauraum nicht. Es ist wie gewohnt Platz für einen Jet-Helm oder kleinen Rucksack. Der Akku ist an einer Haushaltssteckdose in drei Stunden 80% aufgeladen, nach vier Stunden sind 100% erreicht.

Das Ladekabel mit Schukostecker ist direkt in die Vespa integriert und befindet sich unter einer kleinen Abdeckung. Diese muss nach dem Ladevorgang wieder richtig verriegelt werden, damit die Vespa gestartet werden kann. Die angezeigte verbleibende Ladezeit entsprach bei meinem Test sehr gut der Realität. Im vorderen Teil verfügt der Roller über ein weiteres kleines Staufach, in dem auch ein USB-Ladestecker eingebaut ist.

VOLL „CONNECTED“ MIT DER VESPA-APP

Die Vespa Elettrica verfügt über ein gut ablesbares 4,3 Zoll-Farb-TFT-Display, das alle erforderlichen Fahrparameter anzeigt. Darüber hinaus konnte ich mit der neuen Vespa-App mein iPhone über Bluetooth mit dem Elektroroller verbinden. Das Vespa Mia System ermöglicht die vollständige Verbindung zwischen Zweirad und Smartphone.

Neben der Aufzeichnung diverser Fahrstatistiken und dem Live Tracking der aktuellen Fahrparameter besteht auch die Möglichkeit in Kombination mit einer Freisprecheinrichtung Aufrufe direkt am Lenker anzunehmen, Benachrichtigungen anzuzeigen oder die Musikauswahl zu steuern. Schnappschüsse kann man mit zur Vespa passenden Effekten aufpeppen und dann direkt über die App in den Social Media teilen.

ARMIN ON BIKE CONCLUSIO

Die silberne Vespa Elettrica ist optisch eine echte Vespa und damit zweifelsohne eine zeitlose Schönheit. Die Design-Elemente meines Testfahrzeuges in der Farbe “Giallo Lampo” geben ihr einen besonders modernen Touch, der gut zur neuen Technologie passt. Mit einem Gewicht von 130 kg ist die Elettrica zwar kein Leichtgewicht im Segment der Elektroroller, dafür ist alles sehr hochwertig ausgeführt. Am äußerst ausgewogenen Fahrwerk ist die jahrzehntelange Erfahrung von Piaggio zu erkennen, selbst durch innerstädtische Lärmschutzschwellen lässt sich der E-Roller nicht aus der Ruhe bringen. Auch in puncto Konnektivität ist die Vespa am letzten Stand der Technik.

Dem Vorteil, dass die gesamte Ladetechnik und auch das Ladekabel im Fahrzeug integriert sind, steht der Nachteil gegenüber, dass der Akku nicht zu entnehmen ist, um ihn zum Aufladen in die Wohnung oder ins Büro mitzunehmen. Dies wird den Einsatz des Rollers vor allem im städtischen Bereich für viele erschweren. Der vergleichsweise hohe Preis von 7.590 Euro (52 km/h-Version) reduziert sich durch die Förderung des Importeurs und die Umweltförderung in Österreich auf 6.490 Euro. Immer noch kein Schnäppchen, aber dafür fährt man eine echte Vespa und das ist halt schon etwas ganz Besonderes.

Text, Fotos und Videos: Armin Hoyer – arminonbike.com

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