Kirchschlag | Bucklige Welt | Niederösterreich – Auf Anraten von meinem lieben Freund Sigi hab ich mich nach 10 Jahren Offroad-Pause vor knapp zwei Monaten wieder getraut: 1000PS Enduro Testtag beim MSC Kirchschlag. Fast alle namhaften Hersteller waren vertreten – Beta, GasGas, Honda, Husqvarna, KTM, Sherco und Yamaha MX und Enduros. Bei den Tests haben mir’s vor allem die 2-Takter angetan …
Ziemlich genau 10 Jahre war es her, dass ich meine aktive Enduro-Karriere bei der ACC – Austrian Cross Country Championship in Mattighofen im September 2007 beendet hatte. Ich war mit 39 Jahren ein eher Spätberufener unter den ganzen Joungsters. Für mich war es damals schon, noch lange vor meiner Journalistenzeit, am wichtigsten, mittendrin, statt nur dabei zu sein – der olympische Gedanke stand im Vordergrund, möglichst viel Spaß zu haben und dabei trotzdem an meine Grenzen zu gehen. Ganz anders als noch gut zehn Jahre davor in meiner Mountainbike-Zeit im MTB Racing Team McDonald’s OÖ ging es jetzt nicht mehr um Platzierungen und Ergebnisse, es galt vielmehr die zwei wirklich harten Stunden bei der ACC möglichst gut zu überstehen.
Nach einer gut einstündigen Anfahrt aus Wien bin ich gemeinsam mit meinem ‚Enduro-Coach‘, meinem lieben Freund Sigi aus Linzer Zeiten, in Kirchschlag angekommen. Dort wurden wir schon von Herbert Lindtner, seines Zeichens mehrfacher Enduro-Masters Champion und Enduro-EM Teilnehmer im Namen von 1000PS und Yamaha Motor Austria sehr amikal empfangen. Herbert der mit seiner bedingungslosen und zugleich präzisen Fahrweise uns Fans begeistert, engagiert sich auch sehr für den MX und Enduro Nachwuchs, auch 2018 wieder im 5/18 JuniorenEnduroCup.
Die MX- und Enduro-Strecke des MSC Kirchschlag bietet die optimale Kulisse für einen ausgiebigen Testtag. Vielen Dank an der Stelle an alle, die uns diesen tollen Tag ermöglicht haben. Die Crew von 1000PS hat auch ein ausführliches Video davon gedreht, welches Ihr unter ‚1000PS Test – Hard Enduro Vergleich 2018‚ auch hier abrufen könnt. Darin seht Ihr, wie es den Profis mit den neuen 2018er Bikes gegangen ist und wie ihre Expertenmeinung dazu ausfällt.
Eine tolle Veranstaltung dieser Testtag, wir konnten uns bei allen teilnehmenden Herstellern anmelden, um die neuen 2018er Enduro und MX-Raketen jeweils für 15 Minuten kostenlos zu testen. Dies war für Jedermann gratis, nur die richtige Ausrüstung musste man selbst dabei haben. Und ich sag Euch, ‚Raketen‘ ist genau der richtige Ausdruck. Zumindest wenn es mich bei der KTM 300 EXC TPI im Steilhang nach vorne reißt, wenn ich nur ansatzweise das Gas lupfe. Das ist schon ein sehr direktes Ansprechverhalten oder besser gesagt, reine Urgewalt, sehr lässig. Nach einigen Tipps von Herbert und Sigi fühlte ich mich auf der MX-Strecke bei meinem Comeback nach zehn Jahren Pause am Ende schon wieder recht wohl. Die Enduro-Strecke, auf die ich mich gleich zu Beginn, noch dazu ohne Besichtigung, gewagt hatte, war für mich aber beim ersten Mal einfach zu fordernd.
Aus organisatorischen Gründen hat es sich dann so ergeben, dass ich nur KTM und Yamaha getestet habe. Dies war aber ok für mich, da mir diese beiden Marken im Offroad-Bereich emotional ohnehin am nächsten stehen. Zur KTM AG aus Mattighofen habe ich als gebürtiger Oberösterreicher ein Nahverhältnis und meine gesamte Offroad-Vergangenheit hat auf KTM stattgefunden. Für mich war die KTM 250 EXC TPI die ideale Enduro des Tages. Das Handling so geschmeidig, fast wie ein Mountainbike zu fahren, das Ansprechverhalten sehr spritzig, aber doch nicht ganz so arg wie bei der 300er. Und nicht zu vergessen die Geräuschkulisse einer 2-Takter, einfach ein Traum. Also im Gegensatz zu mir – READY TO RACE – grins.
Die Produzenten aus dem fernen Asien haben mir aber an dem Tag bewiesen, dass sie auch einiges drauf haben. Das sehr freundliche und sehr professionelle Team von Yamaha Motor Austria hat darüber hinaus sehr dazu beigetragen, dass es ein toller Tag wurde. So wagte ich mich gleich zu Beginn mit einer ‚Blauen‘, einer Yamaha WR250F 4-Takter, auf die Enduro-Strecke und erlebte auch sogleich mein ‚blaues Wunder‘ – grins. Trotz der über 10.000 flotten km in dieser Saison auf der Straße auf meiner Monster, spürte ich nach wenigen Minuten meine Unterarme kaum noch. Wirklich nicht zu vergleichen zur Straße, die körperliche Belastung. So rettete ich mich über eine Enduro-Runde und hab dann auf die MX-Strecke gewechselt.
Zum Abschluss meines Testtages durfte ich dort auch noch mein erstes MX Bike überhaupt testen. Die beeindruckende 2018er Yamaha YZ250 2-Takt hat für mich ein sehr ähnliches, handliches Fahrverhalten wie die KTM zuvor, nur halt naturgemäß noch einen Tick schärfer. Ich hab mich am Ende des Tages nach so langer Zeit, im Gelände schon wieder richtig wohlgefühlt. Wunder waren natürlich noch keine möglich, aber es hat richtig Spaß gemacht und am Ende des Tages war ich körperlich richtig gut ausgepowert. Ich freue mich nach fix vorgenommenem ausgiebigem Winter-Konditionstraining auf eine Fortsetzung mit Sigi, Herbert und 1000PS in der neuen Saison 2018.
Text: Armin Hoyer | arminonbike.com
Fotos ACC: Iris
Fotos Kirchschlag: Sigi und Armin Hoyer | arminonbike.com
Video: Armin Hoyer | arminonbike.com