Spittal an der Drau | Kärnten – Am 1. Juni wurde die Stichstraße zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf der Großglockner Hochalpenstraße wieder für den Verkehr geöffnet. Eine gute Gelegenheit für mich mit der Zero DS als erster Elektromotorradfahrer der heurigen Saison dort oben auf 2.369 Metern anzukommen und die höchste geöffnete Elektrotankstelle Österreichs zu testen…
Los ging es beim Kärntner Zero-Händler MOTO-POINT Granitzer in Spittal an der Drau. Der Akku des Elektromotorrades Zero DS 11kW ZF14.4 war zu 100% geladen und so stand meinem Abenteuer nichts mehr im Wege, den höchsten Berg Österreichs erstmals elektrisch zu erklimmen. Mit einer Dauerleistung von 11 kW fällt das Allroundmodell von Zero in die Klasse der Leichtkrafträder und kann in Österreich ab dem 16. Lebensjahr mit einem A1-Führerschein oder dem B-Führerschein mit einer eintägigen Zusatzausbildung (Code 111) gefahren werden. „ZF14.4“ steht für „Z-Force®-Power Pack“, das ist die größere von Zero entwickelte Akkuvariante für die DS mit einer Energiespeicherfähigkeit von 14,4 kWh.
Der Weg von Spittal zum Beginn der Großglockner Hochalpenstraße auf Kärntner Seite führte über Bundesstraßen mit mehreren Ortsdurchfahrten. Ich war durchwegs mit der gesetzlich erlaubten Geschwindigkeit unterwegs und nach 81 Kilometern hatte ich Heiligenblut mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 64,3 km/h erreicht. Der Akkustand betrug zu diesem Zeitpunkt 45%. Damit stimmte der Stromverbrauch ziemlich gut mit der Herstellerangabe zur Reichweite überein, die im vergleichbaren kombinierten Betrieb 169 Kilometer beträgt.
VON HEILIGENBLUT AUF DIE FRANZ-JOSEFS-HÖEHE
Da noch ausreichend Akkuladung zur Verfügung stand, beschloss ich ohne Ladestopp bis zur Franz-Josefs-Höhe auf 2.369 Metern weiterzufahren und erst dort aufzuladen. Von der Mautstation in Heiligenblut verbrauchte auf 12 Kilometern und 800 Höhenmetern 14% der Akkuladung und hatte somit oben noch 31% zur Verfügung.
Zwei Mitarbeiter der Großglockner Hochalpenstraße, die die meiste Zeit dort oben beschäftigt sind, beäugten interessiert meine Zero DS an der KELAG-E-Tankstelle und meinten, noch nie ein Elektromotorad hier oben gesehen zu haben und ganz sicher noch nicht in der heurigen Saison. Die Stichstraße zur Franz-Josefs-Höhe wurde erste wenige Tage zuvor geöffnet und aus Sicherheitsgründen täglich ab 16:30 für den Verkehr gesperrt.
Es war mir daher nicht möglich, das E-Motorrad vollständig aufzuladen und so setzte ich meine Fahrt nach kurzer Zeit mit 48% Akkuladung Richtung Hochtor fort. Aufgrund der Schneemassen war die dortige Ladestation noch nicht in Betrieb. So plante ich den erforderlichen Ladestopp für die Rückfahrt in Heiligenblut ein. Mit dem in die von mir getestete DS eingebauten optionalen Charge Tank (Schnellladesystem) ist an Level2-Ladestationen eine Ladeleistung von 6 kW möglich. Damit ist der Akku in zwei Stunden zu 80%, in zweieinhalb Stunden zu 100% aufgeladen.
ÜBER DAS HOCHTOR AUF DIE EDELWEIßSPITZE
Weiter ging es zurück hinunter zum Kreisverkehr und dann hinauf Richtung Hochtor. Dieser Teil der Großglockner Hochalpenstraße ist für mich die ideale Teststrecke, da er enge Kehren, langgezogene Kurven und auch längere Geraden umfasst. Die 109 Nm Nutzdrehmoment der Zero DS mit 11 kW und eine Nutzleistung von 44 kW ermöglichten es mir aus jeder Kehre heraus überaus kraftvoll zu beschleunigen. Die dabei erreichten Höchstgeschwindigkeiten gebe ich gerne persönlich bekannt.
Die Fahrleistungen sind mit denen eines benzinbetriebenen Leichtkraftrades nicht zu vergleichen. Die Beschleunigung ist aufgrund des vom Start weg zur Verfügung stehenden vollen Drehmoments wesentlich besser und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 138 km/h ist sie auch schneller als die meisten benzinbetriebenen 125er. In der DSR-Variante verfügt das E-Bike über 146 Nm und 52kW und geht damit noch besser ab.
Für die 15 Kilometer und 627 Höhenmeter hinauf zum Hochtor Südportal auf 2.504 Metern Seehöhe verbrauchte ich 12% der Akkuladung, was 36% Restakkustand bedeutete. Elektromobilität wird auf der Großglockner Hochalpenstraße großgeschrieben, so befinden sich 15 E-Ladestationen über die alpine Straße verteilt. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Standorten liefert Euch der E-Tankstellen-Finder.
Der 302 Meter lange Tunnel durch das Hochtor führte mich von Kärnten in das Bundesland Salzburg. Zunächst ging es dann bergab bis zum Gebirgssee Fuscher Lacke und von dort stieg die Straße in einer langen Kehre bis zum Fuscher Törl auf 2.428 Metern wieder an. Kurz nach der Gedenkstätte für die beim Bau der Straße verunglückten Arbeiter ging es rechts über einen großen Parkplatz Richtung Edelweißspitze.
Der letzte Abschnitt verlief auf einer engen gepflasterten Stichstraße in fünf Kehren bis zum höchsten Punkt der Großglockner Hochalpenstraße. Die robusten Reifen und langen Federwege der Zero DS gaben mir ein sicheres Gefühl bei der Auffahrt bis zum Parkplatz auf der Edelweißspitze auf 2.571 Metern Seehöhe. Der verbliebene Akkustand von 25% ermöglichte mir nach einer Stärkung in der Edelweißhütte eine problemlose Rückfahrt zur Ladestation in Heiligenblut.
Text, Fotos und Video: Armin Hoyer – arminonbike.com